Döbereiner

[576] Döbereiner (Joh. Wolfg.), Hofrath und Professor der Chemie und Technologie in Jena, gehört zu den berühmtesten jetzt lebenden Chemikern. Im J. 1780 zu Hof geboren, und nach einer nur beschränkten Bildung auf der gelehrten Schule von seinem Vater, der Ökonomie- und Forstverwalter auf einem Rittergute war, anfänglich in diesem Geschäftskreise unterrichtet, begann er im 15. Jahre zu Münchberg die Erlernung der Apothekerkunst, mit der er schon nach anderthalb Jahren völlig vertraut war. Während er seit 1799 in Karlsruhe, in Strasburg und andern Orten am Rheine in derselben thätig war, machte ihn der Umgang mit ausgezeichneten Naturforschern und Ärzten auf das Lückenhafte seines Wissens aufmerksam und trieb ihn an, sich eifrig mit Philosophie, Botanik, Mineralogie, vor Allem aber mit Chemie zu beschäftigen, was er auch fortsetzte, nachdem er 1803 in sein Vaterland zurückgekehrt war und auf Antrieb seiner Verwandten ein kaufmännisches Geschäft unternahm, das er aber nach zwei Jahren aufgeben mußte. Glückliche Verhältnisse eröffneten ihm jetzt einen Wirkungskreis, der eine vielseitig ausübende chemische Thätigkeit erfoderte und in dem er fünf Jahre lang alle Zweige der gewerblichen Chemie, die Färbekunst, Gährungschemie, landwirthschaftliche Chemie u.s.w. studirte und ausübte und Gelegenheit hatte, viele eigne Versuche anzustellen, welche ihn auf zahlreiche neue Entdeckungen führten und die Empfehlungen veranlaßten, welche 1810 seine Ernennung zum Professor in Jena zur Folge hatten. Das meiste Aufsehen erregte D.'s Entdeckung der merkwürdigen Eigenschaft des Platins, daß es im schwammigen Zustande unter Einwirkung von atmosphärischer Luft einen darauf geleiteten Strom von Wasserstoffgas zu entzünden vermag, und die Anwendung dieser Entdeckung zur Herstellung der immer allgemeiner werdenden Platinfeuerzeuge, Platinglühlämpchen und zu andern Benutzungen dieses Metalls; ferner gab D. sinnreiche und nützliche Vorrichtungen an, um mit kleinen Mengen von Stoffen genaue chemische Versuche anstellen zu können, und machte dieselben in seinem Werke »Zur pneumatischen Chemie« (5 Bde., Jena 1821–25) bekannt, dessen beide erste Theile von der mikrochemischen Experimentirkunst handeln. Besonders gemeinnützig sind auch seine Schriften über »Gährungschemie und Anleitung zur Darstellung verschiedener Arten künstlicher Weine, Biere u.s.w.« (Jena 1822), [576] und »Anleitung zur kunstmäßigen Bereitung verschiedener Arten Essige« (3. Aufl., Jena 1832).

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Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 1. Leipzig 1837., S. 576-577.
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