Finanzen

[40] Finanzen eines Staates sind die Geldmittel, welche ein Staat zu Bestreitung seiner Ausgaben besitzt, und welche größtentheils durch Steuern und Abgaben einkommen. Das Wort kommt von dem altsächs. Fine, welches Abgabe bedeutet. Mit der Verwaltung der Finanzen ist jetzt nach Östreichs Vorgange in allen großen europ. Staaten ein eignes Finanzministerium beauftragt, welches aus einem Finanzminister und mehren Finanzräthen besteht. Die Finanzwissenschaften sind mit der Menge der Staatsbedürfnisse und mit den in neuerer Zeit immer mehr zur Anerkennung gekommenen Ansprüchen auf eine nach dem Vermögen verhältnißmäßige Besteuerung immer schwieriger geworden, und erfodern gegenwärtig nicht nur eine genaue Bekanntschaft mit den Geldgeschäften, sondern auch mit allen Kräften und Bedürfnissen des Volkes, welches die Finanzen herbeizuschaffen hat. Einen wichtigen Theil der Geschäfte des Finanzministeriums macht die Sorge für die Staatsschuld aus, welche nicht nur verzinset, sondern auch möglichst verringert werden muß. Unordnung in den Finanzen ist das größte Unglück, welches einem Staate begegnen kann, denn hat sie einmal um sich gegriffen, so kann oft mit dem besten Willen nicht mehr geholfen werden, die Schulden müssen vermehrt, die Abgaben drückender gemacht werden, und das Ende ist ein Staatsbankrott, ein gänzliches Aufhören des Credits, worunter die Unterthanen am meisten zu leiden haben. Ein schlechter Finanzzustand hat daher oft Revolutionen mit allen ihren Greueln zur Folge, wie denn auch die große franz. Revolution ihre nächste Veranlassung in der Verwirrung hatte, die in den Finanzen eingerissen war.

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Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 2. Leipzig 1838., S. 40.
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