Geusen

[212] Geusen nannten sich die verbündeten niederländ. Edelleute, welche sich der Einführung der Inquisition widersetzten und in dieser Beziehung 1565 eine Bittschrift der von Spanien aus eingesetzten Regentin Margaretha überreichten. Als die Regentin bei Durchlesung der Schrift einige Erschütterung verrieth, flüsterte ihr der Präsident des Finanzrathes die Worte zu: »Sie brauche sich vor diesem Haufen Bettler (gueux) nicht zu fürchten.« Einige der Verbündeten hörten diese Worte und theilten sie den übrigen Abends beim Mahle mit, worauf der Name der Geusen allgemein angenommen wurde. Die Verbündeten kleideten sich als Bettelmönche und trugen am Halse eine Münze, welche auf der einen Seite das Bild des Königs zeigte, mit der Umschrift: »In Allem treu dem Könige«, auf der andern einen von zwei Händen gehaltenen Bettelsack und die Worte: »Bis zum Bettelsack.« Später hießen Alle Geusen, welche vom Papstthum und vom Könige abfielen. Die ausgewanderten Niederländer, welche die Spanier mit Kaperschiffen beunruhigten, hießen Meergeusen oder Wassergeusen.

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Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 2. Leipzig 1838., S. 212.
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