Jargon

[488] Jargon, ein ursprünglich franz. Wort, bezeichnet ungefähr Dasselbe, wie Kauderwälsch, also eine willkürlich verderbte Mundart oder Sprechweise. Jede Wissenschaft und jede Kunst hat ihre eigenthümlichen Worte und Ausdrucksweisen, welche jedoch noch keinen Jargon bilden. Bei diesem sind es die gewöhnlichsten im Leben vorkommenden Gegenstände, welche auf abweichende Weise bezeichnet werden, und die Menge der besondern Ausdrucksweisen ist so groß, daß die ganze Sprache ein verändertes Ansehen erhält. Auf manchen Universitäten haben die Studenten eine Sprechweise unter sich eingeführt, welche an ein Jargon grenzt; das einzige wirkliche in Deutschland gesprochene Jargon aber sind das Judendeutsch und das zum Theil aus diesem gebildete Rothwälsch (die Gaunersprache, Kochumersprache, Diebessprache). Der letztern bedienen sich zum gegenseitigen Verständnisse Zigeuner, Spitzbuben, Bettler von Profession, und da es in criminalistischer Beziehung von Wichtigkeit ist, diesen Jargon zu verstehen, so hat man schon früher sich Kenntniß von demselben zu verschaffen gesucht und bereits 1601 erschien eine Grammatik desselben. Rot heißt in der Gaunersprache ein Bettler und wälsch bedeutet ausländisch oder fremd; Rothwälsch ist also die »fremde Bettlersprache«. Gottsched meinte, das Wort Rothwälsch sei von Rotweil abzuleiten, weil das Kammergericht zu Rotweil ein so schlechtes Deutsch geschrieben habe.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 2. Leipzig 1838., S. 488.
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