Katakomben

Katakomben

[578] Katakomben ist der alterthümliche Name für unterirdische, in den Felsen gehauene Höhlen und Gänge, welche wenigstens großentheils aus ehemaligen Steinbrüchen entstanden und nachher häufig zu Grabgewölben, sowie zum Aufenthalt von Verfolgten benutzt worden sind.

Die ersten Christen hielten, um sich vor ihren Verfolgern, den Heiden, zu verbergen, ihre religiösen Zusammenkünfte in den Katakomben. Besonders reich an ihnen sind Ägypten, Syrien, Kleinasien und Persien. Auch Italien hat viele Katakomben, und zwar sind es besonders die röm., in denen viele christliche Märtyrer liegen. In neuerer Zeit haben die pariser Katakomben große Berühmtheit erlangt. Dieselben sind aus Steinbrüchen entstanden. Als man 1786 aus allen Kirchen und den abgeschafften Kirchhöfen die Gebeine [578] herausnahm, wählte man diese Katakomben zum Aufbewahrungsort für dieselben. Man weihte sie zu diesem Zwecke mit religiösen Feierlichkeiten ein. Der Eingang zu ihnen liegt an der Barrière d'enfer. Nachdem man 90 Stufen hinabgestiegen ist, gelangt man in eine Vorhalle, in deren Hintergrunde zwischen zwei Pfeilern eine Thür angebracht ist, welche zu der großen Todtengruft führt. Über der Thür steht die Inschrift: Memoriae majorum (d.h. »Dem Andenken der Vorfahren«), und auf den Pfeilern: Has ultra metas requiescunt beatam spem exspectantes (d.h. »Jenseit dieser Schwelle ruhen sie, welche seliger Hoffnung harren«). Wände, Altäre, Kapellen sind aus den Gebeinen der Todten errichtet; einzelne Inschriften deuten auf den Ort, dem diese Gebeine entnommen sind, sowie auch eine Inschrift anzeigt, daß man vor den Überresten der Unglücklichen steht, welche im Sept. 1792 ermordet wurden. An den Felsstücken, welche die Decke bilden, geht ein schwarzer Strich hin, durch dessen Hülfe man sich durch die schauerlichen Gewölbe hindurchfindet und ohne den man sich leicht verirren könnte, denn eine Menge Nebenwege führen seitwärts ab und kreuzen sich untereinander. Seit etwa 20 Jahren sind diese Katakomben geschlossen und werden Besuchenden nicht mehr geöffnet, weil man die Gefahr eines Einsturzes befürchtet.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 2. Leipzig 1838., S. 578-579.
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