Märtyrer

[70] Märtyrer, ein dem Griechischen entlehnter Ausdruck, bedeutet Zeuge und ist der Gesammtname derjenigen Christen, die zur Zeit der Christenverfolgungen als standhafte Bekenner des Christenthums die Martern eines grausamen Todes erduldeten und so ein blutiges Zeugniß ihres Glaubens ablegten. [70] Schon die Apostel starben größtentheils den Tod der Märtyrer und die spätere Zeit konnte deren aus jedem Alter, Geschlecht und Stande eine nicht geringe Anzahl aufweisen. Durch ein so heldenmüthiges Bekenntniß des christl. Glaubens haben sie nicht nur zur Verbreitung, sondern auch zur Befestigung und Kräftigung des Christenthums beigetragen, obwol sie nicht selten den Preis ihrer Märtyrerkrone dadurch verringerten, daß sie dieselbe absichtlich suchten, indem sie den heidnischen Gottesdienst beschimpften, sich selbst als Christen der Obrigkeit auslieferten und durch Trotz und Herausfoderung die Verfolgungswuth weckten. Mochte aber auch Viele der Eifer für das Christenthum zu weit führen, ein schönes Denkmal ihres Glaubens, der nur dem irreligiösen Heiden als unsinnige Schwärmerei erscheinen konnte, haben sie sich für alle christlichen Zeiten gesetzt. Die Mitwelt schon erkannte ihre Verdienste dankbar an und christliche Redner und Dichter waren voll von ihrem Lobe; aber die bald maß- und ziellose Lobpreisung hatte die schlimme Folge, daß Irrthum und Wahn die Märtyrer zu Heiligen (s.d.) umschuf und die zahllosen Geschichten der Leiden und Kämpfe ihres Todes mit Unwahrheiten ausschmückte und erbaulicher zu machen suchte. Die Sammlungen der Lebensgeschichten der christlichen Märtyrer werden Martyrologien genannt. Ein Fest aller Märtyrer begeht die katholische Kirche jährlich am 26. Dec.

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Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 3. Leipzig 1839., S. 70-71.
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