Martinez de la Rosa

[70] Martinez de la Rosa (Don Francisco), einer der ausgezeichnetsten span. Staatsmänner, Dichter und Redner, geb. 1786 zu Granada, vollendete seine wissenschaftliche Bildung zu Salamanca und trat zuerst 1808 mit einem Journal als beredter Vertheidiger der span. Unabhängigkeit gegen die Franzosen auf. Von den constituirenden Cortes zu Cadix ward M. zu diplomatischen Aufträgen verwendet, war nachher Mitglied der ordentlichen Cortez, welche der zurückgekehrte König Ferdinand VII. im Mai 1814 aufhob und ward mit andern Patrioten in die span. Presidios (s. Marokko) verbannt. Er verschmähte es, die Freiheit durch die Bitte um Gnade zu erlangen und erwiderte auf diesen Antrag: »Ich habe nichts verbrochen«, beschäftigte sich unter Anderm auch mit dichterischen Arbeiten und wurde erst 1820 durch den Aufstand der span. Truppen auf der Insel Leon zu Gunsten der Constitution von 1812 befreit und von Granada zu den Cortes, von diesen zu ihrem Präsidenten gewählt. Gegen seinen Wunsch übertrug ihm Ferdinand VII. im Febr. 1822 das Ministerium des Auswärtigen und die Wahl der übrigen Minister, M. konnte aber den Foderungen der entschiedenen Partei durch seine besonnene Mäßigung nicht genügen und legte deshalb sein Amt nieder, mußte aber gleichwol nach der von franz. Waffen 1823 erfolgten abermaligen Herstellung der unbeschränkten Monarchie ins Ausland flüchten. Er lebte meist in Paris, wo auch 1830 sein historisches Drama »Aben Humeya oder die Mohren unter Philipp II.« mit Beifall aufgeführt wurde, und da er sich von allen politischen Umtrieben fern gehalten hatte, erhielt er im nämlichen Jahre die Erlaubniß zur Rückkehr nach Spanien, wo ihn im Jan. 1834 die Königin Christina aufs Neue an die Spitze des Cabinets berief und zum Minister des Auswärtigen ernannte. Die Aufhebung der Maßregeln, welche mehren constitutionnell gesinnten Spaniern bisher die Rückkehr ins Vaterland wehrten, die unter dem Namen des kön. Statuts im Apr. bekannt gemachte neue Verfassung mit zwei Kammern, indem M. mit der Vereinigung der Landesdeputirten in einer Kammer nie zufrieden war, und die Quadrupelallianz zwischen Spanien, England, Frankreich und Portugal für Aufrechthaltung der neuen Ordnung auf der Halbinsel waren Früchte seines Wirkens. Indessen ward ihm abermals der Vorwurf eines zu wenig durchgreifenden Verfahrens gemacht und der in den baskischen Provinzen von dem dort angelangten Don Carlos (s.d.) entzündete Bürgerkrieg schuf neue Schwierigkeiten, daher M. am 7. Jun. 1835 seine Entlassung nahm und den Grafen Toreno zum Nachfolger erhielt. (S. Spanien.)

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 3. Leipzig 1839., S. 70.
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