Otto

[378] Otto, Pfalzgraf von Wittelsbach, der Mörder des deutschen Kaisers Philipp von Schwaben, war ein Bruderssohn Otto's des Großen von Wittelsbach, des ersten Herzogs in Baiern (1180–83) dieses Namens und Stifters des noch regierenden Fürstenhauses. Der Pfalzgraf hatte für Philipp in dessen Kämpfen mit dem Gegenkaiser Otto IV. tapfer gestritten und sollte versprochenermaßen eine Tochter des Ersten zur Gattin erhalten. Weil aber O. seine Ritterehre durch Ermordung eines Edeln befleckt hatte, nahm Philipp sein Wort zurück und gab ihm, als der Pfalzgraf später um eine Tochter des Herzogs Heinrich von Schlesien werben wollte, auf Verlangen ein Schreiben an demselben mit, welches aber, wie der mistrauische O. durch Eröffnung desselben erfuhr, nichts weniger als empfehlenden Inhalts für ihn war. Zorn und Rache führten den wilden Pfalzgrafen sofort nach Bamberg, wo der Kaiser verweilte und seines Bruders Otto Tochter mit dem Herzoge von Meran vermählt hatte. Unpäßlich war er aus der Stadt auf der benachbarten Altenburg angekommen, wo ihn O., der freien Zutritt zum Kaiser hatte, am 21. Jun. 1208 in seinem Gemache überfiel und mit dem Schwerte am Kopfe verwundete, sodaß der Kaiser bald starb. Die Bestürzung der kais. Diener erlaubte dem Pfalzgrafen unangefochten aus der Burg zu entkommen, allein von Otto IV. geächtet und vogelfrei erklärt, wurde er vom Erbmarschall von Kalatin, dem Ahnherrn der Erbmarschälle von Pappenheim, in einer Scheune bei Regensburg angetroffen und erschlagen Sein Kopf ward in die Donau, der Körper den Raubthieren zur Beute hingeworfen und O.'s Burgen, Wittelsbach und Andechs, zerstört. Seine Geschichte hat Babo für das Theater bearbeitet.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 3. Leipzig 1839., S. 378.
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