Donau

[584] Donau (die) ist der größte Strom Deutschlands und nach der Wolga von Europa, hieß früher Danubius und Ister und entspringt auf dem südöstl. Abhange des Schwarzwaldes im Großherzogthume Baden in zwei Bächen, Brege und Brigach genannt, welche nach ihrer Vereinigung und nach Aufnahme des im Hofe des fürstl. Fürstenbergischen Schlosses Donaueschingen entspringenden Donaubaches den Namen Donau annehmen. Sie fließt dann durch Würtemberg bis Ulm, wo sie, 20 Meilen von ihrem Ursprunge, schiffbar wird, durch Baiern bis Passau und durch Östreich und tritt bei Preßburg nach Ungarn über. Nachdem sie noch einen Theil der Militairgrenze, die Moldau und Walachei durchströmt und eine kurze Strecke die Grenze zwischen Rußland und der Türkei gebildet hat, fällt sie in vier Hauptarmen ins schwarze Meer, in dem man ihr Wasser bis auf 10 M. weit vom Ufer noch unterscheiden kann. Ihre vier Mündungen, deren alte Geographen sieben annahmen, bilden ein Delta (s.d.), heißen Kilia, Sulina, Georgiewski und Portessa und die beiden ersten sind die wichtigsten. Auf ihrem gegen 400 M., in gerader Linie 270 M. langen Laufe nimmt die Donau über 150 Flüsse auf, von denen viele schiffbar sind und die Iller, der Lech, die Altmühl, Isar, der Inn, die Traun, Ens, Raab, Regen, March, Drau, Theiß, Save und Pruth zu den bedeutendsten gehören. Die Donau ist ein sehr fischreicher Fluß, hat einen reißend schnellen Lauf, der aber nebst der sehr ungleichen Tiefe, dem durch Felsen häufig eingeengten und durch Klippen und Untiefen gefährlich gemachten Flußbett die Schiffahrt sehr erschwert. Der heftigen Strömung wegen wird sie bis Wien hauptsächlich stromabwärts und mit Schiffen ohne Segel befahren, was in der Sprache der Donauschiffer die Naufahrt, dagegen die Schiffahrt stromaufwärts, welche unterhalb Wien häufiger ist, der Gegentrieb heißt. Die stromabwärts gehenden Schiffe sind meist wenig dauerhaft von weichem Holze gebaut und werden nach einmaligem Gebrauche in Wien an die dortigen Schiffer oder an das kais. Schiffsamt und als Brennholz verkauft. Sie führen je nach Herkunft und Bauart die Namen Kellheimer, auch Hohenau, welche bei 128 F. Länge 3–4000 Ctr. laden können; Gamseln von 90–100 F., und Plätten von 30–40 F. Länge. Stromaufwärts können Schiffe nur kommen, wenn sie von Pferden an langen Tauen gezogen werden, und die dazu verwendeten dauerhaftern Fahrzeuge heißen Klobzitter, Nebenbai und Schwemmer. Übrigens ist die Schiffahrt auf der Donau in Deutschland auch noch durch dreifache Stapelgerechtigkeit gehemmt und die ulmer Schiffer dürfen nur bis Regensburg, die regensburger nur bis Wien, die wiener nur bis Regensburg fahren, wohin sie jedoch Güter aller Art laden können, während den regensburgern nur Wein zur Rückfracht von Wien erlaubt ist. Diesen Beschränkungen wird aber wol die Dampfschiffahrt ein Ziel setzen, welche jetzt von Ulm aus in Gang gebracht werden soll, nachdem sich hauptsächlich auf Betrieb des ungar. Grafen Szeehenly schon 1830 ein Actienverein gebildet hat, dem der Kaiser selbst beitrat, um von Wien ab die Dampfschiffahrt einzuführen, welche jetzt von da bereits durch ganz Ungarn im Gange ist, bis Konstantinopel ausgedehnt werden soll, und auf deren Betrieb in Ungarn schon die umfänglichsten Arbeiten zur Verbesserung des Flußbettes ausgeführt wurden und noch fortgesetzt werden. Zur wichtigsten europ. Wasserstraße aber würde die Donau durch Ausführung der schon von Karl dem Großen beabsichtigten und neuerdings von einer Actiengesellschaft begonnenen Verbindung derselben mittels des Mains mit dem Rheine und also auch mit der Nordsee werden, aus der dann die meisten Sendungen nach dem Orient diesen Weg einschlagen würden. Gegenwärtig ist der Verkehr [584] auf der Donau verhältnißmäßig beschränkt und besteht von Ulm aus hauptsächlich im Speditionsgeschäft, d.h. der Beförderung der dort zur Versendung aus den Niederlanden, aus Frankreich, Italien u.s.w. anlangenden Waaren; von Regensburg aus wird viel Handel mit Salz und Getreide, mit rohem Garn nach Östreich und Zwischenhandel mit der Türkei getrieben, der von Wien aus, das einen großen Theil seiner Lebensmittel bis aus Tirol her auf der Donau erhält, nach Ungarn und weiter noch lebhafter ist. In Ungarn selbst werden viel Landesproducte stromauf- und abwärts verschifft und Pesth ist der Mittelpunkt dieses Handels.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 1. Leipzig 1837., S. 584-585.
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