Patagonien

[426] Patagonien oder Magelhaensland heißt der 21.000 ! M. große, südlichste Theil des amerik. Festlandes, welcher von den Vereinigten Staaten am Rio de la Plata im N., von Chile und dem stillen Ocean westl., vom atlant. Meere östl. und südl. von der Magelhaensstraße begrenzt wird. Die Westküste dieses noch wenig bekannten Landes, dicht an welcher sich die Cordilleren mit über 9000 F. hohen Schneegipfeln und einigen thätigen Vulkanen hinziehen, ist felsig und zerrissen; östl. vom Gebirge breiten sich baumlose Ebenen bis zu der flachen und sandigen Ostküste aus. Dieser wenden sich auch die wichtigsten der vom Gebirge kommenden Flüsse zu, von denen der Rio Negro die Grenze gegen die la Platastaaten macht und der Camarones, Santa Cruz und Gallegos anzuführen sind; außerdem enthält das Land zahllose Seen und Moräste. Die nördl. Gegenden sind eine Fortsetzung der Pampas (s.d.) und ebenso zu Viehweiden geschickt; auch gibt es hier noch große Heerden verwilderter Rinder und Pferde. Unwirthbar und öde ist dagegen der südl. Theil, wie denn überhaupt das Klima von P., obgleich es mitten in der gemäßigten Zone liegt, ungemein rauh und düster ist. Bewohnt wird es von mehren Indianerstämmen, deren einige sich durch ungewöhnliche Körpergröße auszeichnen, wie die Hullliches im westl. P., von welchen viele 8 engl. F., und die Tehuelhets oder südl. Leute, von den Europäern Patagonier genannt, über 6 F. hoch sein sollen. Nur wenige Stamme treiben einigen Feldbau, die meisten leben von Fischfang, Jagd und Viehzucht, sind zum Theil gute Reiter und raub-und kriegslustig. Die Küsten werden jährlich von 15–20 meist amerik. und einigen europ. Schiffen des Robbenfanges wegen besucht.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 3. Leipzig 1839., S. 426.
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