Platanenbaum

[511] Platanenbaum. Bei uns sind vorzüglich zwei Arten dieses, zuweilen mit dem Ahorn verwechselten Baumes bekannt, von denen der abendländische Platanus aus dem gemäßigten Nordamerika stammt, große und in fünf stumpfe Spitzen ausgehende Blätter und eine graue Rinde hat, welche sich an alten Stämmen fast jährlich in großen Lappen ablöst und erneuert. Die Blüte erscheint im Mai in Form kleiner, kugelrunder Kätzchen, welche ebenfalls runde Samenkapseln tragen. In feuchtem Boden wächst dieser Baum, der gegen 70 F. hoch wird und viel Schatten gibt, am besten. Der morgenländische Platanus zeichnet sich vor jenem durch größere, hellgrünere, tief in fünf Theilen gespaltene Blätter aus und hat eine harte braune Rinde, welche sich ebenfalls jährlich stückweise erneut. In nassem Boden wächst er überaus schnell und erlangt in etwa 30 Jahren zuweilen den Umfang der stärksten Eiche. Im Morgenlande, wo er heimisch ist, erlangt er mitunter eine außerordentliche Größe, wegen der er übrigens schon im Alterthume berühmt war, und der pers. König Xerxes ließ z.B. einmal auf seinem Kriegszuge gegen die Griechen das ganze Heer einige Tage Halt machen, um eines ungeheuren Platanenbaumes sich zu freuen, den man unterwegs angetroffen hatte. Der schwed. Naturforscher Hasselquist sah auf der türk. Insel Stanchio einen Platanus, dessen Stamm 14 Ellen im Umfange hatte und dessen ungeheure Zweige durch steinerne Pfeiler gestützt worden waren. Das weiße, leichte, zähe und elastische Holz ist zu Drechsler- und Tischlerarbeiten, aber auch zum Schiffbau tauglich. In unserm Klima verlangt der Platanus, wenn er gedeihen soll, einen gegen heftige und kalte Winde geschützten Standort.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 3. Leipzig 1839., S. 511.
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