Rudhart

[763] Rudhart (Ignatius), bair. Staatsrath und griech. Ministerpräsident, geb. 1790 zu Weißmain im Obermainkreise, wurde 1812 ordentlicher Professor der Rechte an der Universität Würzdurg, später Generalfiscalrath in München und war im Staatsdienste 1832 bis zum Präsidenten der Kreisregierung zu Passau gestiegen. Sowol als Gelehrter und Schriftsteller im Gebiete der Rechtswissenschaft, Statistik und Geschichte, wie seit 1825 in seiner Stellung als Abgeordneter der bair. Kammern, als patriotischer und ausgezeichneter Redner und als Geschäftsmann erwarb sich R. auch außerhalb seines Vaterlandes einen großen Ruf, doch ward ihm von vielen Seiten in Folge seines Verhaltens während der bair. Ständeversammlung von 1831 zum Vorwurfe gemacht, daß er seine Grundsätze wegen ehrgeiziger Entwürfe der Regierung gegenüber wenn nicht verleugne, doch wenigstens nicht geltend mache, und mehr Fürsprecher der Minister als Volksvertreter gewesen sei. Vom König Otto I. von Griechenland unter höchst vortheilhaften Bedingungen zum Ministerpräsidenten ernannt, langte er mit demselben am 15. Febr. 1837 zu Athen an, war aber den ihn hier erwartenden Verhältnissen theils zu fremd, theils auch nicht völlig gewachsen, um sich in dieser allerdings sehr. schwierigen Stellung zu behaupten. Angefeindet von den Griechen, die ihn bald als den Anhänger Rußlands, bald als den Östreichs bezeichneten, und durch seine Leidenschaftlichkeit und Ungewohntheit im diplomatischen Verkehr zuletzt auch in einen unangenehmen Zwist mit dem engl. Gesandten verwickelt, gab R. schon Anfangs Sept. 1837 seine Entlassung, die ihm jedoch der König erst am 20. Dec. bewilligte. Auf der Rückkehr nach Baiern langte er am 8. Apr. 1838 krank in Triest an, sah aber die Heimat nicht wieder, sondern erlag dort am 11. Mai den Folgen einer Leberkrankheit.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 3. Leipzig 1839., S. 763.
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