München

München

[213] München, Haupt- und Residenzstadt des Königreichs Baiern, liegt 1585 F. über dem adriatischen Meere am linken Ufer der Isar, in einer wenig fruchtbaren Ebene, die östl. und westl. von zwei nahen Anhöhen, dem Gasteigberg und Galgenberg, begrenzt wird und hat über 95,000 Einw.

Außer der innern oder sogenannten Altstadt besteht M. aus sechs Vorstädten, von denen die Vorstadt Au die größte und merkwürdigste ist; unter den öffentlichen Plätzen zeichnen sich aus: der nach Bauart alter Städte zum Theil von Häusern mit Bogengängen umgebene, umstehend abgebildete Hauptmarkt oder Schrannenplatz, in dessen Mitte auf einer 20 F. hohen Säule ein vom Kurfürsten Maximilian I. zum Gedächtniß seines Siegs in der Schlacht bei Prag (1620) errichtetes ehernes Marienbild sich befindet; der Odeonsplatz mit einer 1833 zum Gedächtniß der im russ. Kriege 1812 gebliebenen 30,000 Baiern vom König Ludwig I. errichteten ehernen, 100 F. hohen, auf einem marmornen Unterbau ruhenden Militair-Ehrendenksäule; der Maximilian-Josephsplatz, an dem das 1824 in neuröm. Styl aufgeführte Hof- und Nationaltheater und der zur Privatwohnung des Königs bestimmte, mit Frescomalereien und andern Kunstwerken prachtvoll ausgeschmückte Königsbau liegt und wo 1835 die zwölf F. hohe, in Erz gegossene und in sitzender Haltung von zwei reich verzierten Würfeln getragene Bildsäule König Max Joseph I. aufgestellt wurde; ebenso ziert seit Kurzem den wittelsbacher Platz die Reiterstatue Kurfürst Maximilian I.; ferner sind zu nennen: der Königs-, der Ludwigs- und der Promenadeplatz. Zu den merkwürdigsten Gebäuden gehören: das königl. Residenzschloß, welches in neuerer Zeit beträchtlich erweitert wurde; der herzogl. Leuchtenberg'sche Palast; der Herzog-Maxpalast; der Fugger'sche oder Herzog-Wilhelmspalast; der Ständesaal; das zu öffentlichen Vergnügungen bestimmte Odeon; der Bürgersaal in der Neuhäusergasse, wo sich auch das ehemalige sehr umfängliche Jesuitencollegium befindet, in dem jetzt die Akademie der Wissenschaften und Künste, die 400,000 Bände starke, an Handschriften reiche Hof- und Centralbibliothek,[213] das Naturaliencabinet und andere Sammlungen sich befinden. In der sonstigen Jesuitenkirche, der jetzigen Hofkirche zu St.-Michael, befindet sich das mit einem Denkmale von Thorwaldsen (s.d.) verherrlichte Grab des Herzogs Eugen von [214] Leuchtenberg. (S. Beauharnais.) Zur Aufnahme der überaus wichtigen königl. Gemäldegalerie ward die prächtige Pinakothek (s.d.) aufgeführt. Die im 13. Jahrh. erbaute Frauenkirche enthält das Grabmal Kaiser Ludwig's des Baiern, an dem in seiner alterthümlichen Weise hergestellten Isarthore aber ist dessen Einzug nach dem Siege bei Ampfing über seinen Nebenbuhler Friedrich von Östreich al fresco dargestellt. Die Theatiner- oder Hofkirche zum h. Cajetan enthält die königl. Grüfte, und die im maurischen Style neuerdings erbaute Hof- oder Allerheiligenkapelle zeichnet sich durch herrliche Frescogemälde aus; ebenso sind die bedeckten Gänge des sogenannten Bazars am Hofgarten mit geschichtlichen und landschaftlichen Wandgemälden geschmückt. Sonst sind noch die seit 1828 erbaute St.-Ludwigspfarrkirche, die evangelische Hofkirche und eine neue Kirche in gothischem Styl in der Vorstadt Au anzuführen, und ein neues Universitätsgebäude und andere wichtige Bauten sind im Fortschreiten und Entstehen begriffen. Die höchsten Landesbehörden sind in M. vereinigt, wo auch ein Erzbischof residirt und die 1759 gestiftete, seit 1807 neu begründete königl. Akademie der Wissenschaften, sowie seit 1826 die Ludwig-Maximilians-Universität sich befindet, die 1472 zu Ingolstadt gestiftet, 1800 nach Landshut und von da nach M. versetzt wurde. Außerdem sind die vielseitigsten Bildungsanstalten, unter andern auch ein Athenäum für Neugriechen, eine 1808 eingerichtete königl. Akademie der bildenden Künste und viele für künstlerische Zwecke wichtige Institute, reiche Sammlungen u.s.w. vorhanden. Auszuzeichnen unter den öffentlichen Anstalten ist das allgemeine Krankenhaus und das königl. Strafarbeitshaus, dessen vorzügliche Einrichtung die nützliche Beschäftigung und Besserung der Sträflinge zum Ziele hat, und wo ihnen behufs ihres künftigen Fortkommens Gewerbe und Fertigkeiten gelehrt werden. Von den wenig bedeutenden Fabriken und Manufacturen ist die seit 1347 bestehende Papierfabrik vermuthlich die älteste in Deutschland; von großer Wichtigkeit ist das Utzschneider'sche optische Institut, das unübertroffene astronomische und mathematische Instrumente liefert. Auch zwei Messen werden jährlich in M. gehalten, die 14 Tage dauern und Dulte heißen. Die hohe Lage und die Nähe der tirol. Gebirge machen das Klima mehr rauh und bei großer Veränderlichkeit der Witterung für die Gesundheit nicht sehr wohlthätig. Gegründet ward M. im 12. Jahrh. und hat seinen Namen von Mönch, deren es auch einen im Wappen führt; Kaiser Ludwig der Baier that viel für Erweiterung und Verschönerung des Orts, welcher 1392 der Sitz der Linie Baiern-München wurde, an die 1505 ganz Baiern (s.d.) kam, wodurch M. zur Hauptstadt ward. Im dreißigjährigen Kriege ward es 1632 von den Schweden eingenommen und König Gustav Adolf soll sich dort so gefallen haben, daß er den Wunsch äußerte, M. auf Räder setzen und nach Schweden bringen lassen zu können. Jetzt gehört M. seiner regelmäßigen Bauart und an Zahl fortwährend zunehmenden Prachtgebäude wegen zu den schönern Städten Deutschlands und hat namentlich unter König Ludwig I. ausnehmend gewonnen, sowie überhaupt für die Künste eine europ. Bedeutung erhalten.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 3. Leipzig 1839., S. 213-215.
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