Utzschneider

[548] Utzschneider (Jos. von), ein um Baiern durch seine Wirksamkeit in verschiedenen Zweigen des öffentlichen Dienstes, sowie durch industrielle Unternehmungen verdienter Mann, von denen das optische Institut zu München weltberühmt geworden ist, wurde 1763 zu Rieden in Baiern geboren. Seine wissenschaftliche (auf Kameral- und Naturwissenschaft gerichtete) Bildung erhielt er zu München und Ingolstadt und hatte namentlich an der Herzogin Maria Anna von Baiern eine Gönnerin, die an seinem Fortkommen wesentlichen Antheil nahm, und obgleich er in die Verfolgung des Illuminatenordens (s.d.) verwickelt war, ihm 1784 die Stelle eines bair. Hofkammerraths verschaffte. Er bekleidete hierauf die Stelle eines ersten bair. Salinenadministrators in Berchtesgaden, wurde Mitglied der neuerrichteten Landesdirection und geheimer Referendar im Finanzdepartement, seiner den Ständen nicht zusagenden Entwürfe zu Verbesserungen wegen aber 1801 außer Wirksamkeit gesetzt. Jetzt begannen die industriellen Unternehmungen U.'s, der eine Ledermanufactur, sowie mit Georg von Reichenbach und Jos. Liebherr das mechanische Institut zu München, eine Kunstglashütte in Benedictbeurn, und endlich mit Fraunhofer (s.d.) das optische Institut errichtete. Zugleich trat U. 1807 wieder in seine Stellen beim Finanzdepartement und der Salinenverwaltung, leitete namentlich den Bau der Saline Rosenheim und der Soolenleitung dahin von Reichenhall und wußte 1809, während des franz. östr. Kriegs, große Vortheile für die bair. Salinen zu erwerben. Als Vorstand der Staatsschuldentilgungsanstalt nahm U. 1814 seinen Abschied, weil seine Wünsche im Betreff derselben unbeachtet blieben, und legte eine Tuchfabrik an, bei welchem Unternehmen ihn verleumderische Gerüchte seiner Gegner aber sehr beeinträchtigten. Als Bürgermeister von München seit 1818 und Abgeordneter mehrer Ständeversammlungen befriedigte er nicht alle von ihm gehegte Erwartungen; 1827 wurde U. Vorstand der in München errichteten polytechnischen Centralschule, legte 1829 eine landwirthschaftliche [548] Bildungsanstalt auf seinem Gute Erchingen bei Freisingen an und wirkte gemeinnützig fort bis an seinen 1840 in Folge eines Umsturzes mit dem Wagen erfolgten Tod.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 4. Leipzig 1841., S. 548-549.
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