Denkmale

[528] Denkmale und Monumente können im Allgemeinen alle Gegenstände genannt werden, welche als Zeichen der Vergangenheit die Erinnerung an die Zeit ihrer Entstehung und vielleicht an damit verbundene besondere Umstände, z.B. an Naturbegebenheiten, hervorzurufen vermögen; vorzugsweise werden jedoch diese Namen auf Dinge angewendet, welche der menschlichen Thätigkeit ihr Dasein verdanken. So sind z.B. die Werke der Schriftsteller des Alterthums, die theils erhaltenen, theils in Ruinen liegenden Bauwerke, die Antiken u.s.w. Denkmale der wissenschaftlichen und künstlerischen Bildung der alten Völker. Im engern Sinne versteht man jedoch unter Denkmalen und Monumenten nur solche Werke der Bau- und Bildhauerkunst, welche in der bestimmten Absicht errichtet wurden, das Andenken gewisser Personen oder Begebenheiten bei der Nachwelt zu erhalten. In Bezug auf Erstere gehören die Trauermonumente zu den ältesten und gewöhnlichsten und wurden theils, wie noch jetzt, als Grabmale oder Epitaphien, worunter jedoch zuweilen auch nur Grabschriften verstanden werden, über den Gebeinen der Verstorbenen, theils an andern Orten als Kenotaphien errichtet, wie die alten Griechen Denkmale Verstorbener nannten, welche die Asche derselben nicht enthielten und die besonders solchen im Meere und im Kriege Umgekommenen gewidmet wurden, deren Leichname nicht aufgefunden werden konnten. Beide Arten wurden im Alterthume häufig an Landstraßen und in der Nähe von Landstraßen errichtet; eins der berühmtesten war aber das sogenannte Mausoleum oder Grabmal des Königs Mausolus von Karien in Kleinasien, welches ihm seine Gemahlin Artemisia, gest. 351 v. Chr., die seinen Tod so zärtlich betrauerte, daß sie seine Asche in Wein gemischt getrunken haben soll, von den berühmtesten griech. Künstlern zu Halikarnassus errichten ließ. Es wurde zu den sieben Wunderwerken der alten Welt gezählt und nach ihm werden noch alle prächtige Grabmale Mausoleen genannt Die ältesten bekannten Denkmale sind die ägypt. Pyramiden und Obelisken, die Felsentempel Indiens und die pers. Königsgräber in den Ruinen von Persepolis, die an erhabener Einfachheit und ungeheurer Größe von der spätern Zeit nicht übertroffen worden sind. Die zahlreichsten Denkmale gab es in Griechenland, wo nicht nur zu Ehren der Sieger in Schlachten Bild- und Siegessäulen errichtet und Denkmale für um den Staat verdiente Männer gestiftet wurden, sondern auch die Sieger in den feierlichen Spielen und bei andern Wettkämpfen dergleichen erhielten. Die griech. Denkmale zeichnen sich zum Theil durch unübertroffene Schönheit der Verhältnisse aus und ihnen eiferten zunächst die Römer nach, bei denen die Triumphbogen (s. Triumph) als eine eigenthümliche Gattung von Denkmalen hervortreten, denen sich andere im Geiste der noch in Rom vorhandenen Ehrensäulen der röm. Kaiser Trajan (s.d.) und Antoninus Pius, gest. 161, würdig anschließen. Auch die spätere Zeit hat ihre Denkmale, die aber vorzüglich in Trauermonumenten bestehen, doch hat das 19. Jahrh. schon manches ausgezeichnete [528] Ehrendenkmal entstehen sehen, wohin namentlich die nach dem Muster der Trajansäule von 1806–10 auf dem Vendômeplatze in Paris errichtete mit Erz bekleidete Säule zur Erinnerung an den Feldzug der franz. Armee von 1805, das gußeiserne goth. Denkmal des Befreiungskriegs von 1813–15 auf dem Kreuzberge bei Berlin, die 1832 in Petersburg errichtete riesige Granitsäule zu Ehren Kaiser Alexander I. (s.d.), das unlängst in München aufgestellte Denkmal König Maximilian I. von Baiern u.s.w. gehören. – Denk-und Schaumünzen, auch Schaustücke und Medaillen werden alle nicht als Geld und daher ohne Angabe ihres Werthes, sowie häufig aus geringem Metall geprägte Münzen genannt, welche mittels darauf befindlicher Inschriften und bildlicher Darstellungen das Gedächtniß einer Begebenheit oder einer Person auf ehrenvolle Weise erhalten helfen sollen. Sie waren schon im Alterthume üblich und zeichneten sich bei den alten Römern namentlich durch Größe und künstlerische Ausführung aus. Später wurden sie zuerst in Italien in großem Maßstabe nachgeahmt, allein bis zu Ende des 15. Jahrh. fast ausschließlich gegossen und erst nachher wurde das Prägen derselben allgemein. Die etwaige Seltenheit solcher Münzen und die künstlerische Ausführung derselben, von welcher eine deutliche und vollständige, in schöne Form gebrachte Versinnlichung des Gedankens gefodert wird. welcher der Entstehung der Münze zum Grunde liegt und den nicht immer eine Inschrift, die jedenfalls durch bedeutungsvolle Kürze ausgezeichnet sein soll, erläutern hilft, erhöhen für Liebhaber den Werth derselben oft sehr weit über den des Metalls. Seit Ludwig XIV. hat man angefangen, ganze Reihen von Denkmünzen auf die merkwürdigsten Begebenheiten der Regierungen einzelner Fürsten und einzelner Zeitabschnitte zu liefern, auch ist neuerdings diese Kunst, in der in Deutschland Abrahamson, gest. 1780, D. F. Loos, gest. 1818, dessen Sohn und Andere Ausgezeichnetes leisteten, häufig zu Ehren berühmter Männer benutzt worden. Ebenso ist die alte Sitte, Denkmünzen als Erinnerungszeichen an gewisse Vorgänge und gemeinschaftliche Unternehmungen öffentlich zu tragen, wieder in Aufnahme gekommen. Es gehören dahin die sogenannten Geusenpfennige, welche die 1566 zum Kampfe für ihre Freiheit gegen Spanien verbündeten Niederländer um den Hals hingen, sowie die als Ehrenzeichen der Theilnahme am Befreiungskriege wider Frankreich von den Verbündeten gestifteten Denkmünzen. So erhielten alle russ. Soldaten, welche dem Feldzuge von 1812 beiwohnten, eine silberne Denkmünze, die an einem hellblauen Bande getragen wird, und 1813 bestimmte der König von Preußen eine aus dem Metall eroberter Geschütze geprägte für Diejenigen, welche während dieses Krieges wirklich und tadellos gegen den Feind gedient hatten. Auf der Vorderseite trägt diese Denkmünze, die an einem orangefarbenen, schwarz und weiß eingefaßten Bande getragen wird, unter dem Namenszuge des Königs die Worte: »Preußens tapfern Kriegern«, und als Umschrift: »Gott war mit uns, ihm sei die Ehre«; die Rückseite enthält ein Kreuz, in dem, von Lorber und Eichenblättern umschlossen, die Jahreszahlen 1813, 1814, 1813–14 oder 1815, je nach der Theilnahme des Inhabers am Kampfe, stehen. Später ward in Preußen noch eine ovale gußeiserne Denkmünze an Diejenigen vertheilt, welche die Armee in ihrem Berufe, jedoch nicht als streitbare Mannschaft, ins Feld begleitet hatten. In Östreich wurde als Erinnerungszeichen der Theilnahme an jenen Feldzügen ein Kreuz gestiftet, und noch mehre deutsche Fürsten folgten diesem Beispiele. – Denkschriften werden schriftliche Ausarbeitungen genannt, welche zum Gedächtniß von Personen, Ereignissen us. w. verfaßt worden sind; ferner versteht man darunter Eingaben an Behörden und hohe Personen, mit denen gewöhnlich beabsichtigt wird, die Aufmerksamkeit derselben auf Personen oder auf Bitten und Wünsche zu lenken, für deren Berücksichtigung die Denkschrift, auch nach dem Französischen Memoire genannt, entscheidende Beweggründe anzuführen sucht. Endlich wird auch gewissen Staatsschriften der Name Memoire beigelegt, mit denen die Darlegung der Gründe eines Rechts, die Auseinandersetzung verwickelter Verhältnisse und überhaupt die Feststellung der Ansicht über Etwas beabsichtigt zu werden pflegt und die sowol Regierungen als Behörden einander mittheilen. Gewöhnlich sind dieselben ohne alle Förmlichkeiten, d.h. ohne Anrede, Unterschrift und Siegel, abgefaßt und nur mit der Unterschrift »Zu gedenken« oder »pro memoria« versehen, welcher letztere Ausdruck ebenfalls als Name derselben angewendet wird. – Denkwürdigkeiten oder franz. Memoires heißen schriftliche Mittheilungen über Zeitereignisse von Personen, die entweder Theil daran genommen oder ihnen doch so nahe gestanden haben, daß sie von den geschilderten Vorgängen und ihren Triebfedern vorzüglich gut unterrichtet sein können. Solche Denkwürdigkeiten enthalten also nur Erlebnisse der Verfasser und sind der Natur wichtiger Begebenheiten nach vorzugsweise für die Geschichte von Werth, wenn sie von hochgestellten Personen und Staatsmännern, von fürstlichen Vertrauten und Günstlingen, von einflußreichen Volksführern u.s.w. herrühren. Es gibt indessen auch sehr anziehende Denkwürdigkeiten von Gelehrten und Künstlern, und andere von zum Theil sehr verdächtigen Abenteurern, die gleichwol eigenthümlichen Werth besitzen. Für die Geschichtsforschung sind seit dem Mittelalter solche Denkwürdigkeiten wichtige Quellen und die franz. Literatur ist daran bis auf die neueste Zeit am reichsten, Deutschland besitzt dagegen nur höchst wenige, unter denen die von Friedrich dem Großen verfaßten zu den wichtigsten gehören; auch sind Massenbach's und des Freiherrn H. C. E. v. Gagern (s.d.) derartige Schriften hieher zu zählen.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 1. Leipzig 1837., S. 528-529.
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