Persepolis

Persepolis

[446] Persepŏlis hieß die alte Hauptstadt des pers. Reichs, wo sich die Gräber der pers. Könige seit Cyrus befanden, die Schätze derselben in einem prächtigen Palaste verwahrt wurden und das Hauptheiligthum der einheimischen Gottheiten war.

Alexander der Große gab die jedoch erst weit später gänzlich verfallene Stadt der Plünderung preis und erbeutete die Schätze des kön. Palastes, den er anfangs verschonen wollte, allein im trunkenen Muthe auf den Vorschlag der Buhlerin Thais mit seinen Tafelgenossen zuletzt selbst angezündet haben soll. P. lag in der jetzigen pers. Provinz Fars, 9–10 M. nördl. von Schiras im Thale des Flusses Bend-Emir, wo eine Fläche von mehren Meilen mit den Trümmern vieler großartiger Gebäude bedeckt ist und bei den Persern die Namen Dschihil-Minar, d.i. die 40 oder vielen Säulen, und Takt Dschemschid oder Thron des Dschemschid führt. Die merkwürdigsten von diesen Überresten der Baukunst verschiedener Zeitalter, welche gleich den in die benachbarten Felsenwände eingehauenen Gräbern, mit mannichfaltigen bildlichen Vorstellungen z.B. von vielen menschlichen Figuren, welche eine Procession vorzustellen scheinen, von fabelhaften Thieren im Kampf miteinander oder mit Menschen in der nebenan abgebildeten Art und alten und neuen Inschriften, die ersten in Keilschrift (s.d.), bedeckt sind, bleiben die noch vorhandenen Ruinen jenes alten Palastes der pers. Könige, als die einzigen Überreste der pers. Baukunst jener frühen Zeit. Sie bestehen aus drei sich übereinander erhebenden Terrassen, aus ungeheuern grauen Marmorblöcken aufgeführt, welche ohne Kalk und Mörtel kunstreich zusammengefügt und mittels so breiter und bequemer Treppen verbunden sind, daß zehn Reiter nebeneinander hinausreiten könnten. Auf der zweiten und dritten befinden sich die Trümmer eines Säulenganges und von Gebäuden, welche sehr viele Zimmer enthielten, hinten aber lehnt sich das Ganze an eine senkrechte Felsenwand, in der sich zwei große Grabmäler befinden und in welche in ansehnlicher Höhe eine Façade eingehauen ist. Hinter dieser befindet sich eine viereckige Todtenkammer im Felsen, in die man aber nur mittels eines gewaltsam eröffneten Zugangs gelangt. Aufgeführt wurden diese Bauten vermuthlich von Baumeistern aus Medien (s.d.), welches der Cultur der Perser zum Vorbild diente.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 3. Leipzig 1839., S. 446.
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