Takt

[354] Takt ist das Gleichmaß der Zeit, welches in der Musik bei der Aufeinanderfolge der Töne, in der Tanzkunst und in andern Bewegungen beobachtet wird, sodaß sich die Tonstücke oder diese Bewegungen als ein in sich gegliedertes und nach diesen Gliederungen zur Erscheinung kommendes, übersichtliches Ganzes darstellen. In der Dichtkunst tritt der Takt als Rhythmus (s.d.) auf und überdies läßt er sich mit der Symmetrie (s.d.) in den bildenden Künsten vergleichen, indem hier dieselbe Gliederung sich räumlich darstellt, welche in jenen Künsten zeitlich zur Erscheinung kommt. Der Takt drückt Dem, was zeitlich wahrgenommen wird, ebenso den Charakter der Kunst auf, wie dieses die Symmetrie bei den bildenden Künsten thut. Was namentlich den Takt in der Musik betrifft, so wird durch ihn das ganze Kunstwerk in einzelne Theile zerlegt, welche selbst wiederum Takte genannt werden und von denen jeder wieder aus einer gewissen Anzahl von zeitlich abgemessenen Tönen, Takttheilen, bestehen, welche mit ihrer Dauer das Gesammtmaß des durch den Takt gegebenen Zeitmaßes erfüllen. Die Dauer der einzelnen Takte und die Art ihrer Zerlegung in die einzelnen Töne begründet dann die verschiedenen Taktarten. Die Takttheile selbst unterscheiden sich durch den auf sie gelegten Accent in gute oder Aufschlag, und schlechte oder Niederschlag. Im Allgemeinen hat der erste Takttheil jedes Takts den Accent, ist also ein guter Takttheil, wogegen die folgenden Takttheile schlecht, accentlos sind. Da es indeß eine allgemeine Regel ist, daß der Accent nicht weiter als bis zum dritten Takttheile zurückgehen kann, so können auf einen guten Takttheil nur entweder ein schlechter oder zwei schlechte Takttheile folgen. Hiernach gibt es zwei Hauptarten der Takteintheilung, eine gerade, die zwei Glieder oder überhaupt eine gerade Anzahl von Gliedern, und eine ungerade, welche drei oder überhaupt eine ungerade Anzahl von Gliedern hat. Man kann nämlich die zwei oder drei Glieder eines Takts wieder zerlegen, wodurch Taktarten mit mehr als zwei und drei Gliedern entstehen; doch muß auch hier das Gesetz beobachtet werden, daß der Accent nicht weiter als bis auf das drittletzte Taktglied zurückgeschoben werden kann, und die mehrgliedrigen Takte haben daher noch Unteraccente, welche aber von geringerm Gewicht als der Hauptaccent des ersten Gliedes jeder Taktart sind. Bei der jetzt gewöhnlichen Schreibart der Musikstücke werden die einzelnen Takte durch senkrechte Striche, Taktstriche, abgetheilt. Die Beobachtung des Takts ist nicht nur zur künstlerischen Darstellung überhaupt wesentlich nothwendig, sondern auch darum, weil nur durch sie ein Zusammenwirken mehrer musikalischer Instrumente möglich ist. Bei Aufführung eines musikalischen Kunstwerks durch mehre Zusammenwirkende ist daher von Dem, welcher die Aufführung leitet, ein besonderes Augenmerk auf die gleichmäßige Beobachtung des Takts zu richten und der Dirigent bedient sich dazu der Hand oder eines Stäbchens, Taktstock oder Taktstab genannt, womit er den Takt durch gleichmäßige Bewegung andeutet. – In übertragener Bedeutung nennt man Takt das Gefühl für richtiges Maß oder überhaupt für das unter den obwaltenden Umständen eben Schickliche und Zuträgliche. – Das Zeitmaß, nach welchem ein Componist die Aufführung seines musikalischen Kunstwerks verlangt, um die beabsichtigte Wirkung zu erreichen, wird mit Ausdrücken, wie Andante, Adagio, Allegro u.s.w., angegeben. Da diese Ausdrücke aber immer noch sehr unbestimmt sind, so dachte man an die Herstellung eines Instruments oder einer Maschine, nach [354] der sich das Zeitmaß genauer bestimmen ließ. Es wurden nun verschiedene solche Instrumente unter den Namen Taktmesser, Chronometer, Metrometer, Metronom hergestellt, von denen die ausgezeichnetsten die von Mälzl in Wien und die von Gottfr. Weber sind. Sie beruhen auf der Theorie des Pendels und Weber bestimmte das Zeitmaß nach der Länge des Pendels, indem ein Pendel um so schneller schwingt (sich hin und her bewegt), je kürzer er ist. Jeder Pendelschlag bezeichnet dann einen Takttheil, und die Geschwindigkeit, in welcher sich die Takttheile folgen, ist auf eine allgemein gültige und verständliche Weise durch die Länge des Pendels ausgedrückt.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 4. Leipzig 1841., S. 354-355.
Lizenz:
Faksimiles:
354 | 355
Kategorien: