Der Takt

[41] Der Takt heißt überhaupt im weitläufigen Sinne eine gleichmäßige Bewegung. In der Musik (im engern Sinne) heißt er das richtige Zeitverhältniß der Tone unter einander, oder die genaue Eintheilung der auf einander folgenden Töne in gleiche Schritte. Dieses Zeitmaß liegt schon gewisser Maßen in uns, selbst, und hat eine natürliche Empfindung zum Grunde, wie wir schon beim Art. Rhythmus bemerkt haben: es ist daher auch bei einem Tonstück unerläßlich. Je nachdem nun dieser Takt zwei gleiche, oder zwei ungleiche Theile hat, je nachdem heißt er gerade, oder ungerade: dieß wird auch gleich beim Anfange eines Tonstücks angegeben (z. B. C. 2/4, 6/4, etc. beim geraden, oder 3/4, 3/8, 3/2 etc. bei ungeradem Takte). Der gerade Takt (auch der spondäische genannt) wird nun wieder in den Niederschlag (Thesis – nota buona), und in den Aufzug (Arsis – nota cativa), und hingegen der ungerade in drei Theile, nehmlich den Niederschlag, die Mitte und den Aufzug, getheilt. Für den eigentlichen Erfinder des musikalischen Zeitmaßes hält man Franco von Cölln, welchem selbst Johann de Muris, dem man sonst immer die Erfindung zugeschrieben hat, diese Ehre einräumt. – Bei den Alten wurde der Takt zum Gesange des Chors anfangs durch Holzschuhe (κρŏτ@ζια), dann durch eiserne, bei den Römern durch das scamil lum oder scabillum angegeben. (Der treffliche Archäolog Böttiger hat in seinem Programm: quid sit, docere [41] fabulam, darüber nähere Erörterungen gegeben.)

Uebrigens braucht man das Wort Takt noch in verschiedenen Bedeutungen. So sagt man: die Noten, die auf der Linie zwischen 2 Strichen eingeschlossen stehen, sind ein Takt; die ganze Taktnote nennt man auch einen Takt; ferner bezeichnet man damit auch das Zeitmaß, binnen welchen die Noten, die zu einem Takte gehören, vorgetragen werden: so sagt man, langsamer Takt, geschwinder Takt etc. Es ist übrigens wohl auch hier der Ort, etwas über den so genannten

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Brockhaus Conversations-Lexikon Bd. 6. Amsterdam 1809, S. 41-42.
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