Weber [1]

[672] Weber (Karl Jul.), Verf. der »Briefe eines in Deutschland reisenden Deutschen«, war der 1767 zu Langenburg geborene Sohn eines fürstl. hohenlohe-langenburg. Rentbeamten, studirte in Erlangen die Rechte, fand aber nach der Rückkehr von der Universität an den kleinlichen amtlichen Verhältnissen seiner Heimat so wenig Behagen, daß er sich 1789 nach Göttingen wendete, um es mit dem akademischen Lehramte zu versuchen. Allein bei der geringen Aussicht auf eine Anstellung und da er sich von früher Jugend aus Vorliebe mit Geschichte, Länderkunde und allgemeinen Studien beschäftigt hatte, nahm er eine Hauslehrerstelle in der franz. Schweiz an. Hier wurde er nicht blos mit der franz. Sprache, sondern auch mit der franz. Literatur und Philosophie vertraut, was von wesentlichem Einflusse auf seine Anschauungsweise war, und seine Neigung zur Satire, wie seine Gabe des Witzes erweitern half. Im J. 1792 wurde W. Privatsecretair des Grafen von Erbach, welcher kurköln. Geheimrath und Statthalter des Deutschmeisterthums zu Mergentheim war, wo er auch wohnte. W. stand zu diesem [672] gebildeten, ziemlich vorurtheilsfreien Manne in einem sehr angenehmen Verhältnisse und war mit ihm beim Congresse in Rastadt. Nach dessen Ableben wurde W. unter dem jüngern Bruder desselben erster Rath der gräfl. Regierungskanzlei zu König im Odenwalde, verließ aber 1802 diese Dienste, um mit dem Erbgrafen von Isenburg-Büdingen auf Reisen zu gehen. Dieser verließ jedoch seinen Führer in Berlin heimlich und kehrte allein heim, behandelte auch den ihm nachgekommenen W. so kränkend, daß derselbe mit 5000 Gulden Entschädigung zwar seinen Abschied nahm, aber in eine Gemüthskrankheit verfiel, von der er erst nach drei Monaten gänzlich hergestellt wurde. Er lebte seitdem bei seiner verheiratheten Schwester zu Oppenheim, Jaxthausen, Weickersheim, Künzelsau und Kupferzell, an welche Orte die Dienstverhältnisse ihres Mannes sie führten, und starb im Jul. 1832. Nur als Abgeordneter des Oberamts Künzelsau trat er noch 1820–24 als Mitglied der würtemberg. Ständeversammlung dem öffentlichen Leben näher, außerdem füllten wissenschaftliche Arbeiten, Lecture, kleine und größere Reisen in Deutschland und Frankreich seine Zeit aus. Von seinen Schriften, welche eine ungemeine Belesenheit verrathen und sich durch Humor, Witz, heitere Laune, satirische Einfälle, ansprechende Darstellung und Beobachtungsgabe auszeichnen, erschienen zuerst »Die Möncherei« (3 Bde., Stuttg. 1818–20) und »Das Ritterwesen« (2 Bde., Stuttg. 1827), geschichtliche Werke, die nicht ohne eigenthümliche Auffassung sind. Durchgängig Beifall erhielten seine »Briefe eines in Deutschland reisenden Deutschen« (3 Bde., Stuttg. 1826–28), und nach seinem Tode erschien »Dymokritos oder hinterlassene Papiere eines lachenden Philosophen« (7 Bde., Stuttg. 1832–36), sowie seine sämmtlichen Werke (13 Bde., 1855–37).

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 4. Leipzig 1841., S. 672-673.
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