Kalk

[535] Kalk (der), oder die Kalkerde, ist ein in der Natur sehr häufig vorkommendes Mineral, eine Verbindung von Sauerstoff mit einem eigenthümlichen Metall, dem Calcium, womit noch verschiedene andere Stoffe, besonders Kohlenstoff, verbunden zu sein pflegen. Nicht nur als Gestein findet man die Kalkerde, sondern auch in den thierischen Knochen, in den Muscheln und wenig auch in manchen Pflanzen. Es kommen die kalkartigen Stoffe theils in lockerer, theils in fester Gestalt vor. Jene sind öfters mit Wasser durchdrungen, weich und stärkeähnlich und heißen dann Guhr, Bergmilch oder Mondmilch. Man findet dieselbe in den Ritzen und Klüften der Felsen. Auch aus dem mit Kalk geschwängerten Wasser setzt sich Kalkerde in fester Form ab, theils auf Flächen, wo sie dann Sinter heißt, theils in Zapfen und allerlei seltsam gestalteten Figuren, wo sie Tropfstein (vgl. Höhlen) genannt wird. Der Kalktuff ist aus Wasser niedergeschlagene Kalkerde, welches nicht durch Erdschichten gegangen ist; Incrustat ist ein Überzug über Körper, die in kalkhaltige Quellen (wie die in Karlsbad) getaucht worden sind. Als Beinbrech legt sich die Kalkerde zuweilen um Brunnenwurzeln und bildet dann knochenförmige Röhren. Nach den in der Kalkerde vorherrschenden Säuren unterscheidet man koh lensaure, schwefelsaure, flußsaure und phosphorsaure. So lange die Kalkerde im natürlichen Zustande, mit Kohlensäure und Wasser verbunden, ist, heißt sie roher Kalk. Diese Verbindung kann mit Hülfe des Feuers aufgehoben werden und man hat dann lebendigen oder reinen Kalk, Mörtel, der einen trockenen zerreiblichen Stoff bildet und gewöhnlich ungelöschter Kalk heißt. Er ist sehr begierig, Wasser einzusaugen, und wenn man ihn daher mit Wasser übergießt, so verbindet er sich mit demselben unter starkem Aufbrausen, schwillt auf und verwandelt sich in einen Teig, welcher gelöschter Kalk heißt. Der kohlensaure Kalk kommt vor als gemeiner Kalkstein, Tropfstein, Kalkspath, Marmor (s.d.), Kreide (s.d.) u.s.w. Der gemeine Kalkstein ist gewöhnlich grau, kommt aber auch in allerlei andern Farben vor und bildet im Übergangs-und Flözgebirge sehr bedeutende Gebirgsmassen. Man bedient sich desselben zum Baustein, auf nassen, thonigen Feldern zur Bodenverbesserung, beim Eisenschmelzen als Zuschlag und vorzüglich zur Herstellung des Mörtels, in welcher Beziehung man fetten, magern und hydraulischen Kalk unterscheidet. Der erste trocknet schwer und an feuchten Orten, sowie unter Wasser niemals, ist daher die schlechteste Sorte. Der magere Kalk trocknet an der Luft schnell und der hydraulische trocknet auch an feuchten Orten und unter Wasser und bedarf keiner Beimengung von Sand. Eine besondere Art des dichten Kalksteines ist der lithographische Stein, dessen man sich zum Steindruck (s.d.) bedient. Er wird von vorzüglicher Güte zu Solenhofen in Baiern gewonnen. – Der Kalkspath kommt in einer großen Anzahl mannichfach abgeänderter Krystallgestalten vor, sodaß man in dieser Beziehung schon gegen 7000 Abänderungen unterschieden hat, und findet sich auch tropfsteinartig. Er ist von weißer Farbe, geht aber in viele andere Farben über, hat Glas- und Perlenmutterglanz, ist durchsichtig oder durchscheinend und zeigt doppelte Strahlenbrechung (s.d.). Er wird als Zuschlag beim Eisenschmelzen und zu chemischen Zwecken verwendet. – Der schwefelsaure Kalk kommt in der Natur in verschiedenen Arten als Gyps (s.d.) vor. – Der flußsaure Kalk findet sich als Flußspath, ein durchleuchtender heller Stein, der in allen Farben und vorzüglich im sächs. Erzgebirge gefunden wird. Er wird beim Schmelzen mehrer schwerflüssiger Mineralien, zum Ätzen des Glases, zur Bereitung des Porzellans und des weißen Schmelzglases verwendet, man schleift ihn auch und verfertigt aus ihm, besonders in der engl. Grafschaft Derby, Vasen, Leuchter, Becher, Säulen u. dgl. Läßt man den Flußspath einige Minuten von der Sonne bestrahlen und bringt ihn dann an einen dunkeln Ort, so zeigt er ein schwaches Leuchten. Auch wenn man ihn in Gestalt eines Pulvers auf heißes Eisenblech bringt, phosphorescirt er. – Der phosphorsaure Kalk findet sich im Mineralreiche als Apatit und bildet einen Bestandtheil der Knochen. – Über den Chlorkalk s. Chlor.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 2. Leipzig 1838., S. 535.
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