Persepŏlis

[606] Persepŏlis, die spätere Hauptstadt Persiens, vornehmlich durch Dareios I. und Xerxes vergrößert und verschönert, lag unweit der Vereinigung der Flüsse Araxes (Kur) und Kyros oder Medos (Pulwar) in einer fruchtbaren Ebene und hatte eine mit einer dreifachen Mauer umgebene, den königlichen Palast und die Schatzkammer der Könige enthaltende Burg, die von Alexander geplündert und niedergebrannt wurde, während die Stadt selbst, die unten am Pulwar nördlich von der Burg lag, verschont blieb. Erhalten sind nördlich vom Fluß die mit vier altpersischen Gräbern (darunter dasjenige des Dareios) und sasanidischen Skulpturen bedeckte steile Felswand Naqschi Rustam und südlich davon eine Gruppe von Terrassen, Tacht i Dschamshid (d.h. Thron des Dschamshid) genannt, zugänglich gemacht durch eine Prachttreppe und eine Torhalle mit zwei geflügelten Stierkolossen, die zu einer von 72 Säulen getragenen Audienzhalle führen, von der noch 13 Säulen stehen. Südlich schließen sich die Reste dreier von Dareios, Xerxes und Artaxerxes 111. erbauter Paläste, östlich die der sogen. Hundertsäulenhalle, eines Thronsaales, daran. Während gewöhnlich letzterer Gebäudekomplex für die Burg von P. gehalten wird, suchen Stolze und Andreas (»Die achämenidischen und sasanidischen Denkmäler und Inschriften von P.«, Berl. 1882, 150 Lichtdrucktafeln) dieselbe bei Naqsch i Rustam und meinen, daß Tacht i Dschamshid (vulgär auch Tschihil minar, d.h. die 40 Türme, genannt) nur für feierliche, mit dem Kultus in enger Verbindung stehende Handlungen, wie Neujahrs- und Krönungsfest, bestimmt war. An die Stelle der Stadt P. trat das aus dem Material derselben erbaute Istachr, das noch 632 Residenz des letzten Sasanidenkönigs war, aber bald darauf von Omar zerstört wurde. Vgl. die Tafeln »Architektur II«, Fig. 3–6, und »Bildhauerkunst II«, Fig 5; ferner Dieulafoy, L'art antique de la Perse, 2. und 3. Teil (Par. 1884).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 15. Leipzig 1908, S. 606.
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