Saul

[638] Saul (hebr. Scha'ul, »der Erbetene«), erster König von Israel (1080–58, nach andrer Zeitrechnung 1055–33 v. Chr.), Sohn Kis' aus Gibea im Stamme Benjamin. Ausgezeichnet durch stattlichen Wuchs, tapfer und mutig, ward er, als das Volk eine monarchische Verfassung verlangte, gelegentlich von dem letzten Richter Samuel zum König gesalbt. Anfänglich nur teilweise beachtet, gewann er allgemeine Anerkennung nach dem Sieg über den Ammoniterkönig Nahas, der die Stadt Jabes in Gilead belagerte und sie zu schimpflichem Frieden drängte, so daß er nun zu Gilgal allgemein als König anerkannt wurde. Mit seinem Feldherrn Abner und seinem Sohne Jonathan führte er glückliche Kriege gegen die Philister, gegen Moab, Ammon, Edom, Aram-Zoba und Amalek. Da er gegen dieses Volk nach Ansicht Samuels die Strenge des Kriegsgesetzes nicht ganz ausführte, sagte sich dieser von ihm los und salbte insgeheim den jugendlichen David aus Bethlehem zum König. S. ward schwermütig; ihn durch sein Saitenspiel zu erheitern, ward David an den Hof berufen, wo er bald Waffenträger des Königs wurde, durch Heldentaten sich Ruhm, die Gattin Michal, eine Tochter Sauls, und Jonathans, des Kronprinzen, Freundschaft[638] erwarb. Sauls Schwermut treibt ihn zu Argwohn und zur Verfolgung Davids. Einem erneuten Angriff der Philister war S. nicht mehr gewachsen. Der einst glaubensstarke, heldenmütige König unterlag in der Schlacht bei Gilboa und stürzte sich, nachdem er drei seiner Söhne gefallen sah, in sein Schwert. Die Philister hieben ihm den Kopf ab und hängten seinen Leichnam und die Leichen seiner Söhne an der Mauer von Bethsean auf, von wo die dankbaren Bewohner von Jabes sie bei Nacht wegnahmen, um sie feierlich zu bestatten. Sein einziger überlebender Sohn, Isboseth, behauptete die Herrschaft östlich vom Jordan bis zu seiner Ermordung. Sauls Geschick wurde mehrfach dramatisch behandelt, so von Alfieri, Rückert, Gutzkow, Karl Beck, J. G. Fischer, H. Hölty u.a., auch die Tonkunst verwertete den Stoff, so Händel im Oratorium »Saul«. – Die Redensart S. unter den Propheten stammt aus 1. Sam. 10, 11 und 12; 19, 24.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 17. Leipzig 1909, S. 638-639.
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