Hölty

[487] Hölty. Ludwig Heinrich Christoph, Lyriker, geb. 21. Dez. 1748 in Mariensee bei Hannover, gest. 1. Sept. 1776 in Hannover, erhielt durch seinen Vater, einen Prediger, eine sorgfältige Erziehung, besuchte das Gymnasium zu Celle und widmete sich seit 1769 in Göttingen dem Studium der Theologie. Hier wurde er eins der tätigsten Mitglieder des Göttinger Dichterbundes, der ihm zu seinen besten Gedichten die Veranlassung gab. Unglückliche Liebe (vgl. W. Nöldeke, Laura, eine H.-Studie, in der »Zeitschrift für den deutschen Unterricht«, Bd. 8, Leipz. 1894) und all m angestrengtes Arbeiten, wozu ihn seine Mittellosigkeit zwang, beschleunigten den Tod des schwindsüchtigen Dichters. Seinen Gedichten (z. B. »Wer wollte sich mit Grillen plagen«, »Üb' immer Treu' und Redlichkeit«, Elegie auf ein Landmädchen) sind anspruchslose Grazie, Naivität der Gedanken, Weichheit des Gefühls, liebliche Schwärmerei und Wehmut, Innigkeit und seltene Harmonie der Sprache eigentümlich. Tiefe, stille Liebe und Sinn für Freundschaft, wehmütige Freude an der Natur uno ihren Erscheinungen sind die Hauptelemente seiner Poesien. Seine Balladen gehören zu den frühesten deutschen Versuchen in dieser Gattung. Seine »Gedichte« wurden zuerst von Geißler (Halle 1782), dann von Voß und Stolberg (Hamb. 1783, mit manchen Änderungen des ursprünglichen Textes), in einer vermehrten Ausgabe von Voß mit einer vortrefflichen Biographie des Dichters (das. 1804, 3. Aufl. 1835), später von Voigts (2. Aufl., Hannov. 1858) und kritisch revidiert, mit Einleitung und Anmerkungen, von Karl Halm (Leipz. 1870) herausgegeben. Aus dem Englischen übersetzte H. Hurds moralische und politische Dialoge (Leipz. 1775, 2 Bde.) und des Grafen von Shaftesbury philosophische Werke (das. 1776). Friedr. Voigts benutzte dies einfache Dicht erleben zu einem Roman: »H., ein Roman« (Hannov. 1844). In Hannover wurde dem Dichter 1901 ein Denkmal gesetzt (am Eingang zum Nikolaikirchhof). Vgl. Ruete, Hölty. Sein Leben und Dichten (Guben 1883). – Höltys Grof;nesse, Hermann H., geb. 4. Nov. 1828 zu Ülzen im Hannoverschen, 1863–82 Pastor an der St. Johanniskirche zu Hannover, gest. 16. Aug. 1887 in Bad Rehburg, veröffentlichte: »Lieder und Balladen« (H. nub. 1856), »Ostseebilder und Balladen« (Kiel 1862), »Alpenzauber und italische Gebilde« (Braunschw. 1367), »Bilder und Balladen« (2. Aufl., Hannov. 1874), »Aus der deutschen Götterwelt«, Balladen (das. 1877). die Dramen: »Das Gelübde« (Kiel 1862, 2. Aufl. 1865), »König Saul« (Hannov. 1865) und »Lon oda« (das. 1882). Seine »Gesamten Dichtungen« erschienen Hannover 1882.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 9. Leipzig 1907, S. 487.
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