Naïvität

[399] Naïvität (v. lat. nativus, »angeboren«), ein Ausdruck, der aus dem Französischen (naïf und naïveté) zuerst durch Gellert in die deutsche Sprache eingeführt wurde, bezeichnet die Natürlichkeit, die natürliche Weise des Fühlens und Denkens im Gegensatz zu allem Künstlichen, Erlernten, durch Umgang und Erziehung Angeeigneten, Reflektierten, Konventionellen. Besondere Bedeutung hat der Begriff des Naiven durch Schillers ausgezeichnete Abhandlung »Über naive und sentimentalische Dichtung« gewonnen, wo zwei wesentliche Grundformen der poetischen Darstellung nach diesen Begriffen unterschieden werden. Die Dichtung der Alten ist hiernach zumeist naiv, objektiv, aus unmittelbarem Sicheinsfühlen mit der Natur entstammend, die Dichtung der Neuzeit dagegen zumeist sentimentalisch, subjektiv, die Naturgemäßheit nur anstrebenb.

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Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 14. Leipzig 1908, S. 399.
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