Samūel

[531] Samūel (hebr. Schemuel, »von Gott erhört«), Prophet und letzter Richter Israels, Sohn des Elkana und der Hanna aus Ramathaim Zosim im Gebirge Ephraim. Von Jugend auf als Diener des Heiligtums zu Silo von Eli erzogen, trat er nach dessen Tod (um 1100) als Richter seines Volkes auf, stellte, siegreich gegen äußere Feinde, die Einheit der Stämme her, hob das nationale Selbstbewußtsein und gründete zu Rama Prophetenschulen, wodurch er gewissermaßen der Vater des israelitischen Prophetentums wurde. Trotz seines Verdienstes griff das Volk, um sich der immer drückender werdenden Übermacht der Philister zu entziehen, zu dem Auskunftsmittel monarchischer Heerführung, und S. selbst, wiewohl grollend, mußte sich an der Einsetzung des Königs Saul beteiligen. Doch gab er mittels der Prophetenschulen dem Prophetismus als einem heilsamen Gegengewicht königlicher Willkür eine bestimmte Gestaltung. Mit Saul selbst zerfiel er bald gänzlich und begünstigte David, den er zum König gesalbt hatte. Sein Leben und Wirken ist erzählt in dem ersten der nach ihm genannten biblischen Bücher (Kap. 1–16), die bis zur Zeit der Septuaginta als eines galten. Die neuere Bibelkritik findet in der biblischen Darstellung des Lebens und Wirkens Samuels viele unhistorische und legendenhafte Zusätze. Die Bücher Samuels sind erklärt von Klostermann (Münch. 1887), Budde (Gießen 1902), Thenius (3. Aufl. von Löhr, Leipz. 1898), Nowack (Götting. 1902) u.a. Vgl. Sime, S. and the schools of the Prophets (Lond. 1905).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 17. Leipzig 1909, S. 531.
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