Schrepfer

[109] Schrepfer (Joh. Georg) ist der Name eines Betrügers, welcher sich großes Ansehen zu verschaffen wußte. Er war 1730 zu Nürnberg geboren, wurde nachher preuß. Husar und endlich 1768 Kaffeewirth in Leipzig. Mitglied des Freimaurerordens, fing er jetzt zuerst an, schwärmerische Ansichten zu verbreiten, indem er angeblich darauf ausging, eine innigere Gemeinschaft zwischen der göttlichen und menschlichen Natur zu bewerkstelligen. Durch verschiedene Unbesonnenheiten zog er sich jedoch wiederholte Unannehmlichkeiten zu und machte endlich Bankrott. Er trieb sich nun an verschiedenen Orten umher und machte mit seinen schwärmerischen Lehren, verbunden mit Geisterbeschwörungen und dergl., großes Aufsehen, sodaß es ihm gelang, eine große Anzahl von Anhängern zu gewinnen. Er kam nach Leipzig zurück und errichtete eine sogenannte schottische Loge, in welcher der schändlichste abergläubische Misbrauch mit den heiligen Gebräuchen der christlichen Kirche getrieben wurde. Dabei verleugnete er sein eignes Herkommen und behauptete, er sei eigentlich der Sohn eines franz. Prinzen, heiße von Steinbach und sei als solcher Oberst in franz. Diensten gewesen. Indeß waren seine Geldverhältnisse die zerrüttetsten, seine Betrügereien vermochte er nicht höher zu steigern, noch ihnen einen seine exaltirten Anhänger befriedigenden Ausgang zu geben, und so foderte er im Herbst 1774 eines Tages vor Sonnenaufgang vier von seinen Freunden auf, ihn in das Rosenthal, ein Gehölz bei Leipzig, zu begleiten, indem er ihnen dort etwas Außerordentliches zeigen wollte. Er ging hier etwas auf die Seite und erschoß sich. Noch nach seinem Tode blieben viele seiner Anhänger bei der Überzeugung, daß er ein mit übernatürlichen Kräften und Kenntnissen ausgerüsteter Mensch gewesen sei.

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Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 4. Leipzig 1841., S. 109.
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