Storchschnabel

[309] Storchschnabel oder Pantograph ist ein Instrument, welches dazu dient, Zeichnungen im verkleinerten oder vergrößerten Maßstabe nachzubilden. Dasselbe besteht aus fünf Linealen von Holz oder Metall, von denen vier durch Wirbel an ihren Enden so verbunden sind, daß sie ein leicht verschiebbares Viereck (Parallelogramm) bilden. Diese vier Lineale haben in gleichen Abständen von den Enden Löcher, welche zur Befestigung des fünften Lineals dienen. Die Wirbel, welche die vier Lineale zusammenhalten, sind überdies so arrangirt, daß der eine Wirbel in eine längere, starke Spitze und der diesem diagonal gegenüberliegende Wirbel in einen etwas kürzern, scharfen Metallstift ausgeht. Legt man nun das fünfte Lineal auf die vier ersten so, daß es mit zweien der beiden Lineale gleichläuft und auf den beiden andern in gleichen Entfernungen an ihren Enden aufliegt, befestigt es in dieser Lage mit Hülfe der in den Linealen angebrachten Löcher und durch sie hindurchgeschobener Wirbel, so ist der Storchschnabel zum Gebrauch eingerichtet. Man darf ihn nämlich nun nur noch seitwärts von der zu copirenden Zeichnung mit der starken Spitze in den Tisch oder in ein Reißbret eindrücken, in dasjenige Loch des fünften Lineals, welches in die Diagonale zwischen Spitze und Metallstift fällt, einen Bleistift schieben und mit dem Metallstift die Umrisse der zu copirenden Zeichnung verfolgen, so macht der ebenerwähnte Bleistift auf ein untergelegtes Papier die verkleinerte Copie. Diese ist um so kleiner, je näher das fünfte Lineal der in das Reißbret befestigten Spitze liegt Wollte man eine vergrößerte Zeichnung machen, so hätte man den Bleistift mit dem Metallstifte zu vertauschen und übrigens wie vorher zu verfahren. Man hat sich des Storchschnabels besonders bedient, um Schattenrisse, welche man nach dem wirklichen Schatten gezeichnet, in verjüngtem Maße darzustellen. Erfunden wurde das vielfach nützliche und nachher mannichfach abgeänderte Instrument 1631 von dem Jesuiten Christoph Scheiner.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 4. Leipzig 1841., S. 309.
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