Storchschnabel [2]

[67] Storchschnabel (Pantograph, früher auch Affe), ein zuerst von Christ. Scheiner 1631 in seiner »Pantographia, seu Ars delineandi res quaslibet« beschriebenes Instrument zur Übertragung von Zeichnungen in verkleinertem, vergrößertem oder gleichem Maßstabe.

Fig. 1. Storchschnabel.
Fig. 1. Storchschnabel.

Die jetzt üblichste Einrichtung zeigt die beistehende Figur 1. A B C D ist ein aus vier Linealen gebildetes Gelenkparallelogramm, in dessen Ecken Achsen senkrecht auf der Zeichnungsebene stehen. Werden auf den Linealen AB und B C zwei Punkte O und R so ausgewählt, daß sie mit D auf einer geraden Linie liegen, und wird im Punkt O eine auf dem Zeichenbrett feste senkrechte Achse (Pivot), die den Drehpunkt für die ganze Bewegung des Storchschnabels bildet, ferner in R ein Führungsstift befestigt, der über die zu übertragende Figur, z. B. dem Rechteck r, hingeführt wird, so wird ein in D eingesetzter Schreibstift eine der Figur r ähnliche Figur d beschreiben. Das Größenverhältnis der Figuren r und d ist dann gleich BR : BC. Durch Verschiebung der Punkte R und O auf den mit Teilung versehenen Linealen läßt sich dies Verhältnis beliebig ändern. Will man die gegebene Figur vergrößern, so braucht man nur die Einsätze für den Führungsstift und Zeichenstift zu vertauschen. Fig. 2 zeigt einen S. andrer Konstruktion. Derselbe besteht aus dem Gelenkparallelogramm A B C D und dem Lineal E F, das parallel zu C D damit verbunden wird.

Fig. 2. Storchschnabel.
Fig. 2. Storchschnabel.

In dem Schnittpunkt O der Diagonalen des Parallelogramms mit E F befindet sich die feste Achse, in A der Führungsstift, in C der Schreibstift. Das Größenverhältnis der beiden Figuren a und c ist gleich AO : OC = AE : ED und kann durch Verschiebung der Lineale beliebig geändert werden. Bei den schwebenden Pantographen hängt das Instrument mittels Drähte an einem kraneuartigen Gestell, so daß nur der Fahrstift auf der Zeichnung ruht, und ist mit einer Libelle, das Gestell mit Dosenniveau versehen. Vgl. Burmester, Lehrbuch der Kinematik, Bd. 1 (Leipz. 1888); Pellehn, Der Pantograph 1603–1903 (Berl. 1903).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 19. Leipzig 1909, S. 67.
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