Wasserhosen

Wasserhosen

[664] Wasserhosen (die) gehören zu den merkwürdigsten und gewaltigsten Naturerscheinungen und kommen vorzugsweise in den Meeren der heißen Erdstriche, jedoch auch auf großen Strömen, Binnenseen und zuweilen selbst auf dem Lande vor.

Sie entstehen nur bei warmer und schwüler Witterung, sind an der Westküste von Afrika, auch im mittelländischen Meere nicht selten und in der Regel geht ihnen [664] völlige Windstille voraus. An der Oberfläche des Meeres entsteht ein weißlicher Fleck, der sich weiter und weiter ausbreitet, während das Wasser in seiner Nähe unruhig wird, schäumt und sich endlich trichterförmig, die Spitze nach oben, zu erheben anfängt, was aber auch umgekehrt vorkommen soll. Gleichzeitig senkt sich eine ähnlich gestaltete Wolke herab und wenn beide sich vereinigen, bilden sie eine zuweilen über 50 F. hohe, hohle Säule, welche an dem im Wasser befindlichen Theile mehre 100 F., weiter aufwärts aber oft blos 3 F., am obern Ende wieder bedeutend mehr im Durchmesser hat. Das Wasser bewegt sich darin mit großer Gewalt in Schlangenlinien aufwärts, während die ganze Erscheinung ruckweise und mit heftigem Brausen forttreibt, wobei der obere Theil gewöhnlich etwas zurückbleibt. Dabei blitzt es heftig, ohne zu donnern, oder es zeigt sich wenigstens in der Wassersäule elektrisches Licht, in ihrer Nähe aber pflegt es zu hageln, was Alles auf die besondere Mitwirkung von Elektricität bei diesem Vorgange hinweist. Zuletzt zerreißt die Wasserhose und ihre Wassermasse stürzt tobend ins Meer; berührt sie auf ihrem Wege das Land, so richtet sie außerordentliche Verheerungen an und reißt Alles nieder, was sie berührt. Auf dem Meere gerathen selbst Schiffe dadurch in Gefahr und man versucht sie zuweilen vor zu großer Annäherung durch heftige Lufterschütterungen zum Zerplatzen zu bringen, indem Kanonen darauf abgeschossen werden. Gewöhnlich sind mehre beisammen und eine Folge dieser noch nicht völlig erläuterten Naturerscheinung pflegt Kälte zu sein.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 4. Leipzig 1841., S. 664-665.
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