Zopf

[812] Zopf (der), Haarzopf, vorzugsweise das lange und zusammengeflochtene, gewundene oder gebundene menschliche Haupthaar, gehörte von jeher zum Kopfputz des weiblichen Geschlechts. Mehre wilde Völker tragen auch Zöpfe auf dem Wirbel, was auch Sitte der alten germanischen Nationen war, jene nutz-und geschmacklose Männermode aber, das Haar des Hinterkopfes oder auch nur des Nackens in Gestalt eines kürzern oder längern dünnen Schwänzchens zusammengedreht und mit schwarzem, dazu eigens verfertigtem Bande (Zopfband) umwunden zu tragen, kam erst im 17. und 18. Jahrh. auf. Unter Ludwig XIV. wurden die Zöpfe beim franz. Heere und später nach diesem Beispiele bei andern Armeen eingeführt, ohne daß man einen andern Vortheil davon zu nennen wußte, als den, daß die starken Zöpfe ein Schutz des Nackens gegen Hiebwunden wären. Während der Revolution verschwanden sie bei den franz. Truppen, seit 1807 bei den Preußen, Östreichern, Russen u.a., im kurhess. Bundescontingent wurden sie jedoch nach der Wiederherstellung des Kurfürsten Wilhelm I. wieder eingeführt und erst 1821 nach dessen Tode beseitigt. Sprüchwörtlich sagt man, es regiere da oder dort noch der Zopf, wenn in einem Lande, einer Stadt oder auch nur bei der Verwaltung einer Anstalt nach anerkannt veralteten, unzweckmäßigen, zeitraubenden und kostspieligen Formen und Ansichten gehandelt wird. Auch sagt man von Einzelnen, die an verwalteten Formen und Meinungen festhalten, daß sie noch mit dem Zopfe liefen oder Zöpfe wären. Jemand einen Zopf machen, heißt so viel, wie ihm etwas aufbinden, etwas weismachen.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 4. Leipzig 1841., S. 812.
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