Hussiten

[839] Hussīten, die Anhänger des Joh. Hus in Böhmen, die nach dem Tode des Königs Wenzel (1419) Kaiser Sigismund nicht anerkennen wollten und dadurch die Hussitenkriege veranlaßten. Sie zerfielen in die mildere Partei der Kalixtiner, die vor allem den Kelch (calix) beim Abendmahl forderten (daher auch Utraquisten, von sub utraque specie, d.i. unter beiderlei Gestalt), und die strengern Taboriten (benannt nach ihrem Stützpunkt, der Feste Tabor), die alles verwarfen, was nicht aus der Bibel zu erweisen sei. Ziska, der Führer der letztern, schlug 1422 ein kaiserl. Heer bei Deutschbrod; nach seinem Tode (1424) traten die beiden Prokope an die Spitze der Taboriten, siegten bei Aussig (1426) und bei Mieß (1427), verwüsteten Böhmen und fielen auch in Deutschland ein. Nach dem weitern Siege bei Tauß (1431) bestätigte das Baseler Konzil 1433 die sog. vier Prager Artikel der Kalixtiner (Laienkelch, Predigt in der Volkssprache, Auslieferung des Kirchenguts, strenge Kirchenzucht auch im Klerus) in den »Prager Kompaktaten«. Die widerstrebenden Taboriten wurden 30. Mai 1434 bei Böhmischbrod geschlagen. Auf dem Landtage zu Iglau (5. Juli 1436) wurden die Kompaktaten bestätigt, aber sowohl König Sigismund wie Albrecht II. und 1462 Papst Pius II. versuchten sie aufzuheben; erst 1485 kam zu Kuttenberg ein Religionsfriede zustande. Nach der deutschen Reformation schlossen sich einige H. auf Grund der Confessio Bohemica 1575 den Protestanten an, während andere zur kath. Kirche zurückkehrten; Reste der Taboriten erhielten sich in den Böhmischen Brüdern (s.d.). – Vgl. Palacky (2 Bde., 1872-74), Bezold (1872-77), Loserth (Bd. 1-5, 1880-95).

Quelle:
Brockhaus' Kleines Konversations-Lexikon, fünfte Auflage, Band 1. Leipzig 1911., S. 839.
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