Indische Sprachen

[856] Indische Sprachen, in weiterm Sinne alle in Vorderindien einheimischen Sprachen, die in vier Gruppen zerfallen: 1) Drāwidische Sprachen im Süden, 2) kolarische meist in Zentralindien, beide auch zusammengefaßt unter dem Namen Dekhanische Sprachen (s.d.), 3) tibetische in den Himalajaländern, 4) arische oder indogermanische. In engerm Sinne versteht man unter I.S. nur die 4. Gruppe. Dazu gehört das Sanskrit (s.d.), Pāli (s.d.), Prākrit (s.d.). Die ältesten Denkmäler arischer Volkssprachen finden sich in den Felsen-und Säulenschriften des Königs Açoka (s.d.) im 3. Jahrh. v. Chr. In der Literatur treten die Volkssprachen erst seit dem 12. Jahr. n. Chr. hervor und zeigen im Gegensatz zu den ältern Sprachen durchweg rein analytischen Charakter. Die wichtigsten der neuern I.S. sind: 1) Pandschābī, 2) Multānī, im NW., 3) Sindhī am untern Indus, 4) Gudscharātī auf der Halbinsel Gudschrat, 5) Marāthī südl. davon bis ins Dekhan; das ganze Zentrum Indiens nördl. vom Windhja[856] nimmt ein 6) Hindī mit unzähligen Dialekten, die so stark disserieren, daß man die Dialekte östl. von Benares jetzt vom Hindi abtrennt und als 7) Bihārī zusammenfaßt, 8) Bangālī, die Sprache Bengalens, 9) Orījā oder Urījā in Orissa; am Nordrande sind die wichtigsten Sprachen von Osten nach Westen: 10) Asāmī in Assam, 11) Nepālī in Nepal, 12) die Sprachen der Dardu, 13) Kaschmīrī in Kaschmir, 14) Kāfīrī in Kafiristan, mit dem die Sprache der Zigeuner am nächsten verwandt ist. Als lingua franca wird durch ganz Indien und darüber hinaus gesprochen 15) das Hindūstānī, der mit arab., pers. und türk. Elementen durchsetzte Hindīdialekt von Delhi und Agra, die Brajbhāschā, der sich in dem Lager (türk. urdu) der Großmogulen von Delhi ausbildete und deshalb auch Urdu genannt wird.

Quelle:
Brockhaus' Kleines Konversations-Lexikon, fünfte Auflage, Band 1. Leipzig 1911., S. 856-857.
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