Iphigeneia

[870] Iphigeneia (Iphigenīa), Tochter des Agamemnon und der Klytaimestra, sollte zur Versöhnung der Artemis, die, erzürnt auf Agamemnon, die Abfahrt der Hellenen von Aulis nach Troja hinderte, geopfert werden, ward von der Göttin nach Tauris entrückt und zu ihrer Priesterin gemacht. Dort errettete sie ihren Bruder Orestes, der mit seinem Freunde Pylades, um nach einem Orakel zur Sühne seines Muttermordes das Bild der Artemis zu holen, nach Taurien kam und als Fremder nach Landessitte geopfert werden sollte. I. entfloh mit dem Bruder und dem Kultbild nach Attika, wo sie als Priesterin starb. Die Sage von I. ist nachhomerisch (bei Homer erscheint nur eine Tochter Agamemnons Iphianassa), aber dann besonders beliebt. Die attischen Tragiker Aischylus und Sophokles haben eine »I. in Aulis« geschrieben. Von Euripides ist ein gleiches (von Schiller übersetztes) Stück und die »I. bei den Taurern« erhalten. Dann behandelte Racine in seiner »Iphigénie« die aulische, Goethe in der »I. auf Tauris« die taurische Sage, Gluck benutzte den Stoff für zwei Opern.

Quelle:
Brockhaus' Kleines Konversations-Lexikon, fünfte Auflage, Band 1. Leipzig 1911., S. 870.
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