Kant

[929] Kant, Immanuel, Philosoph, geb. 22. April 1724 zu Königsberg, seit 1770 Prof. das., gest. 12 Febr. 1804. Epochemachende Hauptwerke: »Kritik der reinen Vernunft« (1781), »Kritik der praktischen Vernunft« (1788), »Kritik der Urteilskraft« (1790), »Religion innerhalb der Grenzen der bloßen Vernunft« (1793), »Anthropologie in pragmatischer Hinsicht« (1798). Werke hg. von Rosenkranz und Schubert (12 Bde., 1838-44), Hartenstein (2. Aufl., 8 Bde., 1867-68), Kirchmann (8 Bde., 1869-73) und von der preuß. Akademie der Wissenschaften (seit 1900). – Biogr. von Kronenberg (1904), Paulsen (1904).

Die Kantsche Philosophie, Abschluß und Überwindung der Aufklärungsbewegung des 18., Ausgangspunkt aller wissenschaftlichen Richtungen des 19. Jahrh., hat als Grundgedanken die Überzeugung von der gesetzgebenden Kraft der Vernunft in Wissenschaft und Leben. Sie nennt sich kritische Philosophie, weil sie die in der Vernunft selbst enthaltenen Prinzipien, die Vernunfterkenntnisse gegenüber den durch Erfahrung erlangten, durch Zergliederung des menschlichen Erkenntnisvermögens feststellt. Auch für die Moralphilosophie, in der K. die Frage noch den für die theoretische Vernunft unerkennbaren »Dingen an sich« zu lösen suchte, galt ihm die »Autonomie« der Vernunft als leitender Gedanke, der im »Kategorischen Imperativ« seinen Ausdruck fand; er gelangte hier zu den »Postulaten der praktischen Vernunft«: Gott, Freiheit und Unsterblichkeit. Die Verbindung zwischen diesen sittlichen Ideen und der Welt der Erscheinungen fand er in der ästhetischen welt. – Vgl. K. Fischer (2. Bde., 4. Aufl. 1899). – 22. April 1904 wurde in Halle a. S. eine Kant-Gesellschaft gegründet, mit der eine Kant-Stiftung verbunden ist, die philos. Zwecken dienen soll.

Quelle:
Brockhaus' Kleines Konversations-Lexikon, fünfte Auflage, Band 1. Leipzig 1911., S. 929.
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