Akademie

[28] Akademīe (grch.), im Altertum ein dem Heros Akadēmos geweihter Platz in der Nähe Athens, wo sich ein Gymnasium mit schattigen Laubgängen befand. Da hier Plato seine Lehrvorträge zu halten pflegte, nannte man seine Schule die akademische, seine Schüler Akademĭker. Von dieser Alten A. unterscheidet man im Altertum die Mittlere A., um 244 v. Chr. von Arkesilaus, und die Neue A., um 160 von Karneades gegründet. Jetzt nennt man A. in Deutschland höhere Fachschulen (Berg-, Forst-, Landwirtschafts-A., A. für Sozialwissenschaften, für praktische Medizin, Handels-, Kriegs-, Marine-, Maler-, Bildhauer-, Bau-, Musik-, Theater-A.), hauptsächlich aber Gelehrtenvereine zur Förderung der Wissenschaften. Letztere entstanden im 15. und 16. Jahrh. in Neapel, Florenz (Accademia della Crusca), Rom, Venedig, fanden aber erst in Frankreich ihre wesentliche Ausbildung durch Begründung der Académie Française (1635), die später mit ihren Schwesteranstalten zusammen den Namen Institut de France (s.d.) erhielt. Unter den A. Deutschlands ist die wichtigste die Berliner A., von König Friedrich I. 1700 nach dem Vorschlag von Leibniz gestiftet; auf sie folgen die Gesellschaft der Wissenschaften zu Göttingen (1750), die bayr. A. der Wissenschaften zu München (1759), die sächs. Gesellschaft der Wissenschaften zu Leipzig (1846); einzig der Naturforschung gewidmet ist die Academia Caesarea Leopoldina-Carolina (1652). In Österreich-Ungarn sind A. in Wien (1846), Pest, Prag, Krakau, Agram; in Rußland die Petersburger. England besitzt zwar keine A. im kontinentalen Sinne, doch gehören ihrer Bedeutung nach hierher die Royal Society für Naturwissenschaften und Mathematik zu London (1663), die British Academy für histor. und philol. Wissenschaften (1902) und die Royal Irish Academy zu Dublin (1782). In Nordamerika namentlich die National Academy of sciences. Seit 1899 besteht eine Internationale Assoziation der A. zu dem Zweck, wissenschaftliche Unternehmungen von allgemeinem Interesse zu fördern und zur Erleichterung des wissenschaftlichen Verkehrs.

Quelle:
Brockhaus' Kleines Konversations-Lexikon, fünfte Auflage, Band 1. Leipzig 1911., S. 28.
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