Balsamiren

[429] Balsamiren der Todten. Eine Kunst des Alterthums, die jetzt beinahe ganz verloren gegangen ist. Vor allen andern Ländern herrschte in Aegypten der Glaube, daß der Geist des Verstorbenen so lange bei dem Körper verweile, als dieser ganz erhalten würde, daher bemühte man sich, seine Dauer möglichst zu verlängern. Viele tausend Mumien, in Aegypten gefunden, gaben durch fleißige Untersuchung einiges Licht über das geheimnißvolle Verfahren des Einbalsamirens. Gemeinlich wurde durch die Nase, (deren obern Knochen man zerbrach) die weiche Marksubstanz, welche den Schädel füllt, entfernt; durch eine, unter dem Arm gemachte Oeffnung holte man auch die Eingeweide aus dem Körper; Geschäfte, welche schimpflich, mit dem Verlust der bürgerlichen Ehre verbunden waren, während das fernere Balsamiren sehr ehrenvoll und nur den Priestern auszuüben erlaubt war. Mit Alkalien, mit flüssigen Harzen, mit trocknenden Oelen, allerlei Gewürzen und Spezereien wurde nun der Körper mehrere Monate getränkt, dann getrocknet, meistens an Gesicht, Händen und Füßen vergoldet, hierauf sehr künstlich in seine Leinwandstreifen[429] eingewickelt, in leichte, der Form der Mumie äußerlich ganz ähnliche Särge, oft drei in einander gelegt, und endlich an ganz trockenen Orten dem Schooß der Erde für die Nachwelt übergeben. Diese getrockneten Körper heißen Mumien. So haben sie sich bereits 3000 Jahre erhalten und könnten noch zehn Mal so lange dauern, wenn nicht raubgierige Beduinenhorden die Begräbnißplätze zerstört, die Mumien aus ihren Behältern gerissen, sie zum Theil zerstückelt hätten, nach Schätzen suchend, welche sie unglücklicher Weise manchmal wirklich fanden, wodurch nur immer mehr Verwüstungen im Reiche der Todten angestellt wurden. Durch die Bemühungen gelehrter Forscher sind mehrere wohlerhaltene Exemplare für die Cabinette archäologischer Merkwürdigkeiten gewonnen worden.

V.

Quelle:
Damen Conversations Lexikon, Band 1. Leipzig 1834, S. 429-430.
Lizenz:
Faksimiles:
429 | 430
Kategorien:
Ähnliche Einträge in anderen Lexika