Blond

[99] Blond in seinen verschiedenen Graden hellblond, rothblond, graublond, und die liebenswürdige Farbe des cendré, die den Uebergang zur lichtbraunen bildet. Blondes Haar ist eine Eigenthümlichkeit des Nordländers. Unsre Vorfahren sollen, wenn wir Tacitus glauben wollen, alle blond gewesen sein; in der Regel ist damit ein zarter, weißer Teint verbunden, und gewöhnlich treffen blaue Augen mit der blonden Farbe des Haares zusammen. Man hat noch nicht gründlich bestimmen können, woher es kommt, daß sich diese Farbe mit dem Wachsen der Haare verliert, und daß man überhaupt jetzt dieselbe weniger vorherrschend und unvermischt findet. Man hat von der Farbe der Haare auch gewisse Eigenschaften des Gemüths und Geistes abhängig machen wollen, und den Blonden vorherrschende Züge von Sanftmuth, Weichheit und Gutmüthigkeit zugeschrieben. Weniger aus der Luft gegriffen oder doch durch die Beobachtung mehr bestätigt ist die Behauptung, daß mit dem blonden Haar ein erhöhter Grad von Offenheit und Naivetät verbunden sei, als mit jedem andern. Wenn nun aber wohl nicht in Abrede zu stellen ist, daß sich zu blondem Haar, wenn nicht immer, doch sehr häufig ein milderer Ausdruck der Augen wie aller übrigen Gesichtszüge gesellt, so folgt daraus, daß die blonde Farbe im Allgemeinen dem Charakter des weiblichen Geschlechts eigenthümlicher und entsprechender ist, als dem männlichen. Fast unbestritten ist die Ansicht, daß man unter den Blondinen mehr ansprechende Gesichter finde, als unter den Brünetten: schwarze Augen bei blondem Haar werden zu den seltenen Schönheiten gezählt. Den Blondinen geht zwar häufig das pikante Gepräge ab, welches dunkeln Augen und Haaren, selbst bei mittelmäßigem Teint, eigen ist; um so mehr gehört diejenige, die Beides verbindet, deren Auge[99] nicht nur schmachten, sondern auch blitzen kann, zu den außerordentlichen Erscheinungen.

L. M.

Quelle:
Damen Conversations Lexikon, Band 2. Leipzig 1834, S. 99-100.
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