Chiromantie

[374] Chiromantie, das Wahrsagen aus den Linien der Hand. Betrügerei und Aberglauben haben sich verbunden, aus dieser angeblichen Kunst Vortheil zu schöpfen. Wir finden ihrer schon vor Jahrtausenden bei den Griechen erwähnt, welche sie wahrscheinlich von den Indiern erhalten haben, woher auch die unsrige durch die Zigeuner stammt. Die Bestimmungen werden abweichend gegeben; Einige nennen die Linie, welche die Wurzel des Daumens umgibt, die Lebenslinie, Andere nennen diejenige so, welche in größter Stärke, zunächst unter den Fingern hinläuft, ihre Richtung, ihre Länge soll die Lebensdauer bestimmen, und wenn sie am Ende verästelt ist, will man die Zahl der Krankheiten daraus erkennen – sie heißt nach einigen Bestimmungen auch die allgemeine, und soll die Körperkraft andeuten. Eine dritte welche sich zwischen beiden, parallel mit der Letztern, durch die Hand zieht, heißt die Kopflinie, der ganze Raum zwischen der allgemeinen und der Kopflinie wird die Tischlinie genannt, und je breiter dieser Raum ist, desto besser soll der Tisch gedeckt sein. Die Erhöhungen haben wieder besondere Namen, Berge; so heißen die fünf, zunächst der Finger, vom Daumen angefangen, Venusberg, Jupiters-, Saturn-, Sonnen- und Merkurberg; der Raum, welchen die lange Erhöhung vom kleinen Finger nach der Handwurzel bildet, Mondberg, und derjenige, welcher mitten in der Hand, näher am Daumen, zwischen der Lebens- und der Kopflinie liegt, heißt der Marsberg. Hierbei ist noch besonders zu bemerken, daß man nur wahrsagen soll aus derjenigen [374] Hand, deren Daumen beim Händehalten oben liegt. Das Ganze ist für uns höchstens zu einer sinnigen Spielerei zu benutzen.

V.

Quelle:
Damen Conversations Lexikon, Band 2. Leipzig 1834, S. 374-375.
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