Gastfreiheit, Gastfreundschaft

[322] Gastfreiheit, Gastfreundschaft, die edle Sitte des Alterthums, den Fremden Obdach und Bewirthung kostenfrei zu geben. Sie herrschte bei den Asiaten, Griechen, Römern, Germanen etc., und findet noch jetzt, selbst bei halbbarbarischen Völkern Asiens und Afrika's, Statt. Der Beduine versagt selbst dem Todfeind gastliche Aufnahme nicht, hat dieser seine Schwelle übertreten und eine Dattel genossen. Ganze Völker schlossen ehedem Verträge zu wechselseitiger Gastfreiheit ab, wornach jeder Fremde des befreundeten Stammes gastlich verpflegt werden mußte. Nur die Spartaner übten sie nicht. – Häufig kamen Gastgeschenke, Symbole oder Xenika genannt, dazu; so gab es auch Gastfreundschaftszeichen, z. B. ein zerbrochener Ring, von dem jeder Theil, der sich gastlich verpflichtete, eine Hälfte behielt. Jupiter (Zeus xénios), Minerva, Venus, Kastor und Pollux waren die Beschützer der Gastfreundschaft und die Rächer ihrer Verletzung. Seitdem die Kultur vorgeschritten, und namentlich in den kultivirteren Ländern durch Gasthäuser für die Aufnahme der Fremden Sorge getragen wird, hat diese Sitte abgenommen.

Quelle:
Damen Conversations Lexikon, Band 4. [o.O.] 1835, S. 322.
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