Gensicken, Wilhelmine

[387] Gensicken, Wilhelmine, geborne Herz, eine unter dem Namen Wilhelmine Willmar bekannte fruchtbare Schriftstellerin. Sie wurde am 7. März 1779 in Weimar geboren, zeigte schon frühzeitig Neigung und Beruf zu dichterischen Arbeiten, ward aber auf lange davon abgeschreckt, als sie zufällig einen ihrer poetischen Versuche von einem Freunde ihres Hauses parodistisch vorlesen hörte. Als sie sich im Jahre 1800 mit dem Hofrath Gensicke in Dresden verband, erwachte ihre Neigung zur Dichtkunst von Neuem, und bildete sich unter der wohlwollenden Anleitung ihres [387] geistreichen Gatten vortheilhaft aus. Sie lieferte eine Reihe von Jahren hindurch mehrere schätzbare Romane und Erzählungen, welche sich besonders durch leichte und gefällige Darstellung auszeichnen und eine Zeit lang zur Lieblingslectüre der Damenwelt gehörten; wir erwähnen hier nur: Rosamunde und die Pfänder der Treue. Berlin, 1811. Viole oder das Todtengewölbe. Kiel, 1812. Zauberbilder. Ebendaselbst, 1818. Oliven, eine Sammlung Erz. Leipzig, 1815. Honorie. Der Traum. Florine oder die Masken etc. Für mehrere geschätzte Zeitschriften und Taschenbücher verfaßte sie gleichfalls werthvolle Beiträge. Geehrt und geliebt, eine eifrige Genossin des dresdener Liederkreises starb sie allgemein betrauert den 15. Juni 1822. Mit frommer Ergebung ihrem herannahenden Ende entgegensehend, ordnete sie ruhig ihre Angelegenheiten, tröstete den trauernden Gatten und die trostlose einzige Tochter und entschlief im Kreise der Ihrigen nur mit den Gedanken an Gott, Ewigkeit und Wiedersehen beschäftigt. Sie war ein Muster edler, deutscher Frauen; ihren Freunden die redlichste Freundin, im häuslichen Kreise die sorgsamste Gattin und zärtlichste Mutter. Ihre Schriften sichern ihr auf längere Zeit hin ein ehrendes Andenken, besonders im Gedächtniß der Frauen, denen sie eine eben so angenehme als belehrende Unterhaltung gewähren.

B.

Quelle:
Damen Conversations Lexikon, Band 4. [o.O.] 1835, S. 387-388.
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