Gilten, Henriette Christine von

[431] Gilten, Henriette Christine von, Henriette Christine von, geborne von Hagen, eine deutsche Dichterin, die sich zugleich durch ihre Leistungen in der Malerei Ruhm erworben hat. Sie wurde zu Stockey in der Grafschaft Hohenstein geboren, verfaßte schon in ihrem 9. Jahre Gedichte und lieferte bereits im 16. werthvolle Beiträge zu den damals (1778–1784) erscheinenden Musenalmanachen von Voß und Göckingk. Letzterer war es besonders, der sie ermuthigte und ihren Geschmack ausbildete. So debutirte sie eine Zeit lang mit großem Beifall unter dem Namen Henriette. 1783 übergab sie ihre sämmtlichen Gedichte dem Druck und verwandte das daraus gewonnene Geld zu einem Rosenfeste in ihrem Geburtsorte Stockey. Dieses Fest fand am 6. Juli 1783 zum ersten Male Statt. Die Stiftung bestand darin, daß einer allgemein anerkannt tugendhaften Jungfrau zwischen 17 und 25 Jahren künftig jährlich an einem bestimmten Tage die Summe von 100 Thalern zur Belohnung ihres Fleißes und ihrer Sittsamkeit und zugleich zur Aufmunterung der übrigen ausgezahlt und sie neu gekleidet, mit einem Rosenkranze gekrönt, im feierlichen Zuge nach der Kirche geführt[431] und vom Prediger eingesegnet wurde. Auf einem Bande, mit welchem der Rosenkranz geknüpft war, stand folgender Vers:

Dieses Rosenkranzes Schimmer

Ist verwelklich und erstirbt;

Nur die Tugend welke nimmer,

Die ihn heute dir erwirbt.

Dies Rosenfest fand 4 Jahre hinter einander Statt. Nach dieser Zeit verließ Fräulein von Hagen Stockey, lebte eine Zeit lang bei Verwandten in Kassel, wurde nachher Oberhofmeisterin der Fürstin von Waldeck und vermählte sich mit dem Hauptmann Karl von Gilten. Sie lebte in einer zufriedenen, glücklichen Ehe und opferte auch in diesem neuen Verhältnisse eifrig den Musen. Sie starb bereits 1793 zu Arolsen im Waldeckschen bei der Niederkunft mit einem Knaben. Ihre Gedichte zeichnen sich durch Einfachheit und gefällige Natürlichkeit aus.

–n.

Quelle:
Damen Conversations Lexikon, Band 4. [o.O.] 1835, S. 431-432.
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