Himmelskunde

[286] Himmelskunde, Sternkunde, Astronomie, die Wissenschaft von den Weltkörpern und den Gesetzen ihrer Bewegung. Sie ist vielleicht so alt wie die Menschheit. Die ältesten Völker hielten die Gestirne für Gottheiten, welche Licht und Wärme spendend[286] die Erde umwandeln und beteten zu ihnen; ihr eigenes Schicksal knüpften sie an das der Sterne. So war es denn natürlich, daß sie den Gestirnen ihre besondere Aufmerksamkeit schenkten, ihren Standpunkt und ihren Lauf beobachteten, ihre Bahnen berechneten und ihr Verschwinden und Wiedererscheinen aufzeichneten. Bei den Aegyptern haben wir den Ursprung der Namen der Sternbilder und des Thierkreises zu suchen; die Hebräer brachten astronomische Kenntnisse von da aus nach Palästina. Bis zur christlichen Zeit waren die morgenländischen Priester zugleich Astronomen und Astrologen. Griechen und Römer bildeten die Wissenschaft weiter aus. Das Lehrbuch des Ptolemäus (geb. 70 v. Chr.) galt bis zum 15. Jahrhundert für das einzige. Von ihm lernten die Araber. Alfons, König von Castilien, mit dem Beinamen der Astronom, beförderte das Studium derselben unter den Christen. Nach und nach verschwand der Aberglaube, der sich an Macht und Einfluß der Sterne kettete. Kopernikus, geb. 1473, stellte ein Weltsystem auf und belehrte uns über die Bewegungen der Erde; ihm folgten durch ihre neuen Entdeckungen, den Sieg des Lichtes verkündend, Galilei, Tychode Brahe, Keppler, Newton etc. Das Wunderreich der Schöpfung wurde uns aufgeschlossen und näher gerückt, die Bahn der Erde und der Planeten, ihr wechselseitiger Abstand und ihre Umlaufszeit, ihr Durchmesser etc. auf das Genaueste berechnet, die Kometen waren keine Irrsterne mehr, seitdem man ihre gewaltigen Bahnen beobachtet und ihr Wiedererscheinen vorherverkündigt hatte. Alle neuere Entdeckungen in der Optik beförderten auch die astronom. Kenntnisse. Herschel baute Riesenteleskope, mit deren Hilfe das irdische Auge die ungeheuern Räume von Millionen Meilen durchwandelt. – In der Geschichte der Astronomie glänzen die Namen Herschel, Laplace, Piazzi, v. Zach, Olbers, Halley, Burckhardt, Enke, Bode, Gauß, v. Lindenau u. a. berühmte Männer. Noch liegen colossale Resultate vor, und den künftigen Generationen bleiben noch große Entdeckungen vorbehalten,[287] da im Gebiete der mechanischen Hilfswissenschaften fast alljährlich neue Erfindungen gemacht werden. Der berühmte Fraunhofer, Verfertiger riesiger Teleskope, hat sich gleichfalls unsterbliche Verdienste um die Astronomie erworben.

B.

Quelle:
Damen Conversations Lexikon, Band 5. [o.O.] 1835, S. 286-288.
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