Hulda, Frau Holle

[348] Hulda, Frau Holle, der Name einer thüringhessischen Gottheit, einer der wenigen, die im Leben des Volkes bis heute fortklingen. Es soll auch ein Beiname der Hertha sein, und es ist nicht unmöglich, daß diese germanische Göttin in gewissen Provinzen so genannt wurde. Sie ist die Begleiterin des treuen Eckart, mit dem sie vor dem wilden Heere herzieht, wenn es über den Thüringer Wald und zum Hörseelenberge heraus und hineinfährt,[348] so wie sie verwandt ist mit jener Tut-Osel, die als Eule mit dem Ritter Stackelberg und seinem Jagdgefolge über den Harzwald braust, was wieder an die Eule der Hertha erinnert. In einigen Gegenden heißt sie auch die wilde Prechta, die wilde Bertha, Drudenella in Nürnberg, Waldina, Fuke u. s. w. Ihr Charakter ist der aller Gebirgsgeister, gut und böse zugleich. Auf dem Meißner in Hessen liegt der Frau Hollen Teich, dort heraus bringt sie die neugebornen Kinder, und Weiber, die dort hineinsteigen, macht sie fruchtbar. Unten im Teiche ist ihr blühender Garten, und denen, die ihr Wohlgefallen erregen, erscheint sie als weiße Frau, mild und gütig und freigebig Wenn es schneit, sagen die Kinder in ganz Thüringen, daß Frau Holle ihr Federbett ausschüttle. Sie straft faule Spinnerinnen und belohnt die fleißigen, spinnt auch selbst für sie und schenkt ihnen glückbringende Spindeln

–ch–

Quelle:
Damen Conversations Lexikon, Band 5. [o.O.] 1835, S. 348-349.
Lizenz:
Faksimiles:
348 | 349
Kategorien: