Kissingen

[143] Kissingen, ein Städtchen im Fürstenthume Würzburg und ein seit Jahrhunderten bekannter, besonders in der neuesten Zeit sehr besuchter Kurort. Der Pandur oder Badebrunnen und der stark abführende Ragozi oder neue Kurbrunnen geben ein muriatisch-salinisches Stahlwasser, der Trink- oder Sauerbrunnen aber bloß ein muriatisch-salinisches Wasser. Es hat sich der Gebrauch der Kissinger Wasser bei Dickblütigkeit, Fettüberfluß, Schleim, gallichten Feuchtigkeiten, Gliederreißen, Lähmungen, Ausschlägen, Verstopfungen der Eingeweide, Hypochondrie und Unfruchtbarkeit sehr heilsam bewiesen. Man fängt früh um 6 Uhr an zu trinken, trinkt die Becher nur zur Hälfte aus, geht nach jedem Becher 8–10 Minuten spazieren und trinkt drei bis vier Pfund, badet gegen 10 Uhr nach einem leichten Frühstück, promenirt dann wieder bis Mittag im Schatten. Zwischen 5–7 Uhr trinken Viele noch einige Gläser Sauerbrunnen und bewegen sich abermals, da das Spazierengehen ein Haupterforderniß der Kur ist. Manche müssen das Wasser erwärmen, Andere trinken es mit Milch, wodurch es geschwächt wird. Das Leben dort ist gut und für Bequemlichkeiten gesorgt. Hübsche Partien der Umgegend sind: die Saline, die Ruine des Bergschlosses Bodenlauben mit einer schönen Aussicht. Zu weiteren Ausflügen eignet sich Bocklet, das Lustschloß der ehemaligen Bischöfe von Würzburg, Werneck und Wipfeld. D.

Quelle:
Damen Conversations Lexikon, Band 6. [o.O.] 1836, S. 143.
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