Ossian

[46] Ossian, der berühmteste Barde, ein Caledonier, Fingals, des Fürsten von Morven, Sohn, der in rührenden und mächtig-erhebenden Klängen Klagen wie Schlachtlieder sang, Heldenthaten feierte, erhabene Naturscenen der hochschottischen und irischen Lande schilderte, und die Schicksale Liebender besang. Der Brite Macpherson sammelte seine Lieder und gab sie heraus; sie wurden mit Enthusiasmus aufgenommen; es war eine neue Erscheinung, und[46] man nannte Ossian den caledonischen Homer. Da erhoben manche Gelehrte Zweifel und beschuldigten den Herausgeber des Betrugs sie sagten, es habe nie einen Ossian gegeben, die herrlichen Gedichte seien untergeschoben. Der Herausgeber, sich selbst verläugnend, sei der Verfasser. Doch jetzt ist die Aechtheit der Lieder erwiesen; Ossian lebte etwa im vierten Jahrhundert nach Christus, und war der erlöschende Sängerstern eines dahinsinkenden Götterglaubens und eines ersterbenden Heldenmuthes. Immer noch sollen die Nachklänge Ossianischer Lieder in den Gesängen der Hochschotten und Iren sich fortlebend wiederfinden. Ossian's Gedichte übersetzten Denis, Jung, Rhode, Schubart u. A. in die deutsche Sprache.

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Damen Conversations Lexikon, Band 8. [o.O.] 1837, S. 46-47.
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