Rennthier

[393] Rennthier. Die eisigen Gegenden Europa's, Asiens und Amerika's waren ohne dieses Thier.– eine Hirschart – ganz unbewohnbar; denn wie die Cocospalme alle Bedürfnisse der Bewohner der heißen Zone reichlich befriedigt, so stillt das Rennthier die der kalten. Es liefert den Lappen etc. ihre Riemen zu Schlitten, ihre Fischgeräthe, ihre Haute zu Kleidern und Stiefeln, ferner Milch, Käse und Fleisch, kurz Alles, was der genügsame Nordlandsbewohner zur Existenz bedarf. Dem Hirsche an Größe fast gleichend, übertrifft es ihn bedeutend an Umfang, besitzt ein 3–4 F. hohes, oft 10 Ps. schweres Geweih (das selbst dem Weibchen nicht fehlt), ein bräunlich-aschgraues, weiß überlaufenes Fell, und nährt sich von Gräsern, Blättern, Knospen, Moos etc. Das Weibchen bringt im Juni 1–2 Junge. Wie sehr der Lappe den Werth der R., von denen ein Reicher 100–1000, ein Armer vielleicht nur 10–20 in einer Heerde vereinigt besitzt, erkennt, geht schon daraus[393] hervor, daß der Bräutigam sich die Braut mit ihnen erkauft, und ihr eine Anzahl als Witthum bestimmt. Auch als Pferd wird es benutzt, und legt, vor den Schlitten gespannt, wohl 20 Meilen in einem Tage zurück.

4.

Quelle:
Damen Conversations Lexikon, Band 8. [o.O.] 1837, S. 393-394.
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