Fleisch

[147] Fleisch, die Muskelsubstanz des thierischen Körpers, also das, was bei den Menschen an Armen, Schultern, Rücken, Hüften, Lenden, bei Thieren an Hinter- und Vorderfüßen, am Rückgrat und an den Seitentheilen, bei Vögeln zwar an allen diesen Stellen, doch ganz vorzüglich auf der Brust, in einer röthlichen, bald heller, bald dunkler gefärbten Masse angesetzt ist. Die Fische haben eben so gut Fleisch, wie die Landthiere oder die Vögel, doch pflegt man es nicht so zu nennen, sondern sogar in einen directen Gegensatz mit Fleisch zu bringen. Den thierischen Stoff pflegt der Mensch als seine Hauptnahrung zu betrachten, obgleich es bei weitem nicht das Nahrhafteste ist, was die Erde hervorbringt, alle Hülsenfrüchte, alle Mehl tragende Körner, und viele andere Pflanzensubstanzen, wie Cacao, Gummi etc., sind bei weitem nahrhafter, daher auch die größten, der meisten Nahrung bedürfenden Thiere, Elephant, Rhinoceros, Nilpferd, Kameel, Giraffe, Ochs und Pferd etc. so wie die Ungeheuer der Vorwelt, Mammouth etc., nur von Pflanzen leben und gelebt haben. Unter dem Fleische, welches der Mensch als Nahrungsmittel zu sich nimmt, und welches zu seiner Existenz durchaus nicht nöthig ist, wie wir an 200 Millionen Menschen in Indien sehen, welche nie Fleisch zu sich nehmen, und doch ungemein gewandt und stark sind, ist das Rindfleisch das kräftigste und verdaulichste, Schöps- und Schweinefleisch erfordern mehr Verdauungskraft, da hingegen das Kalbfleisch einem schwachen Magen am[147] besten zusagen wird. Vom Wildpret liefern Hafen und Rehe die gesundesten Fleischspeisen, unter dem Geflügel, besitzen Hühner und Fasanen das mildeste, Tauben das zarteste, aber minder nährendste. Gänse, Truthühner, Auerhähne und Berghühner geben nahrhaftes aber schwer verdauliches Fleisch. Das Fleisch der Fische ist gesund, aber wenig nahrhaft. Um das Fleisch längere Zeit aufzubewahren, wird es eingepökelt oder geräuchert Unter den eingesalzenen Fleischwaaren gehört das Hamburger Pökelfleisch zu den vorzüglichsten, von den geräucherten sind die russischen Ochsenzungen, welche von Archangel und Petersburg zu uns kommen, so wie die westphälischen und bayonner Schinken am geschätztesten. Um frisches Fleisch während des Winters aufzubewahren, legt man dasselbe in Nordamerika in ein Faß, schichtenweise, einmal Schnee, einmal Fleisch, so daß die Stücke sich nicht berühren. Ehe man das Fleisch einlegt, laßt man die Oberfläche desselben etwas gefrieren. Es bleibt auf diese Weise den ganzen Winter durch so frisch, als wenn es vom Schlächter käme.

V.

Quelle:
Damen Conversations Lexikon, Band 4. [o.O.] 1835, S. 147-148.
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