Gans

[306] Gans, der allgemein bekannte Wasservogel, geheiligt bei den Römern, weil Gänse einst das Capitol retteten, ist in allen Gegenden der Erde zu Hause, lebt gesellschaftlich und zieht vor Anfang des Winters in wärmere Gegenden. Unter der gemeinen Gans versteht man die schöne, dunkelatlasgraue und blaßrothäugige wilde, im nördlichen Europa, welche im Herbst zu uns in ganzen Zügen kommt. Ferner die weiße und vielfarbige Haus- oder zahme Gans, deren Zucht, Stallung, Hut, Fütterung und Nutzbarkeit sie zum[306] vielwichtigen Gegenstand aller Hauushaltungen macht. Zur Zucht taugt die Gans 8 bis 10 Jahre, wo sie alsdann zur Fortpflanzung untüchtig wird. Ohne Lachen, Teiche, Seen, Flüsse oder Bäche gedeihet die Gänsezucht schlecht, da die Natur diesen Vogel für das Element des Wassers bestimmt hat. Ihre Nahrung besteht aus Gras, Klee, Gänseblumen etc., im Hause aus Hafer, Korn, Kohl, Rüben, Kartoffeln u. s. w. Ihr vielfacher Nutzen ist bekannt. Die schmackhaftesten Gänse zieht man in den Rheingegenden, die besten und größten Gänselebern erhalten wir aus Thüringen, die Gänseleberpasteten aus Straßburg, Frankfurt a. M. und Gotha, die gepökelten und geräucherten Brüste und Keulen von Toulouse, Bayonne und andern Orten Frankreichs, aus Stettin und verschiedenen Gegenden Pommerns und Westphalens die bekannten geräucherten oder Spickgänse. Ueber den Nutzen der Federn s. d. Art. Unter den ausländischen Gänsen erwähnen wir hier die Saatgans, einen Zugvogel im nördlichen und mittlern Europa, die Blässen- und Ringelgans, welche im hohen Norden nistet und selten das wärmere Klima sucht, die Schneegans im Norden von Asien und Amerika und endlich die Eidergans (s. Eiderdunen).

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Quelle:
Damen Conversations Lexikon, Band 4. [o.O.] 1835, S. 306-307.
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