Gans

Gans
Gans

[141] Gans, eine ausgebreitete Familie der Schwimmvögel, die sich durch geraden, starken, breiten und mit weicher Oberhaut bedeckten Schnabel, breiter, fleischiger und am Rande gezahnter Zunge, kurze, starke, ziemlich weit nach hinten gestellte Füße mit einer ganzen Schwimmhaut und einer freien Hinterzehe und durch wackelnden Gang auszeichnet.

Zu dieser Familie gehört die eigentliche Gans, die Tauchergans, die Ente (s.d.), die Eidergans (s.d.) und der Schwan (s.d.). Die eigentliche Gans hat einen ziemlich großen Schnabel, dessen Schneiden mit kegelförmigen Zähnen besetzt sind, und hat einen geschicktern Gang, als die meisten Vögel dieser Familie. – Die wilde gemeine Gans ist ein Zugvogel und die Heerden, welche im Winter nach Süden ziehen, bilden im Fluge zusammen ein Dreieck oder einen Winkel. Von ihr stammt unsere gemeine Hausgans. Sie erreicht eine Länge von drei Fuß, hat einen orangegelben Schnabel mit weißlicher Spitze, fleischrothe, gelbliche, geschuppte Füße, graubraunen oder aschgrauen Kopf, Nacken, Kehle und Oberrücken, aschgrauen Unterrücken und Schulterfedern, grauweißen Bauch und Schwanz, jener mit braunen Flecken, und dunkelbraune, nach der Spitze zu schwarze Schwungfedern. Das Weibchen zeichnet sich durch einen etwas hellern Hals aus und ist kleiner als das Männchen (der Gänserich). Sie bauet ihr Nest in Gras, Schilf u. dgl. und legt jährlich 4–8 schmuzig grünlichweiße Eier, die sie in vier Wochen ausbrütet. Die Federn der wilden Gans sind dauerhafter als die der zahmen, das Fleisch ist ähnlich, aber zäher. – Die gemeine Hausgans wird wegen ihrer Federn und wegen ihres Fleisches und Fettes gehalten. Man treibt die Gänse in Heerden auf die Weide und erhält sie im Stalle mit Gerste, Hafer, gehackten Kartoffeln, Rüben und dergl. Um aber die Gänse recht fett zu machen und besonders um zu bewirken, daß sie eine große Leber bekommen, wendet man verschiedene Mästungsarten an. Auf besondere Weise werden diejenigen Gänse gemästet, von denen man die Brust zum Räuchern benutzen will – Die Ringelgans hat schwarzen Schnabel, Füße, Kopf, Hals und Oberbrust und um den größern Theil des Halses einen Ring; der Leib ist graubraun, der After weiß, die Deckfedern der Flügel sind schwärzlich, weiß geadert, der Schwanz ist schwarz mit weißen Flecken. Sie kommt im Winter aus den nördl. Gegenden, wo ihre eigentliche Heimat ist, zuweilen nach Mitteleuropa. Man erzählte früher von ihr, sowie von der Rothgans die Fabel, daß sie aus den Berniclemuscheln entstände, welche an der Meeresküste mit ihren Federn an Zweigen [141] hängen bleiben. – Die Saatgans hat einen schwarzen Schnabel mit pomeranzenfarbenem Querbande, rothe Füße, dunkelrothgrauen Kopf und Hals, hellgrauen Unterhals und Unterleib, schwarzgrauen Oberrücken, dunkelbraunen Schwanz, etwas über denselben vorragende Flügel, dunkelgrüne Schwanzfedern und kommt in großen Scharen aus den nördl. Gegenden nach Mitteleuropa. Sie ist äußerst scheu und läßt sich daher schwer schießen. – Die Rothgans hat weißen Kopf, Kehle, Rücken, Bauch und Steiß, schwarze Flügel und Schwanz, braunrothen Vorderhals und Brust. Sie lebt im nördl. Asien. – Die Schneegans hat einen orangefarbenen Schnabel, gelbliche Stirn, rothe Füße und ist übrigens weiß, nur daß die Schwungfedern zur Hälfte schwarz sind. Sie lebt im Norden von Asien und Amerika und man erzählt als Beweis ihrer Dummheit, daß sie die Bewohner jener Gegenden auf folgende Art fangen. Ein Mann in weißem Pelze geht unter sie, dann machen Andere in einiger Entfernung Lärm und der weißgekleidete Mann geht nun den Gänsen voran, welche ihm folgen und sich unter ein Netz oder eine Hütte führen lassen.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 2. Leipzig 1838., S. 141-142.
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