Schwan

Schwan

[123] Schwan (der) ist ein bekannter, der Gans (s.d.) verwandter Vogel, der sich besonders durch seine Größe, durch seinen langen Hals und hohen Rücken auszeichnet.

Der Schnabel ist hinten hoch, vorn schaufelförmig zusammengedrückt und hat fast in der Mitte eirunde Nasenlöcher. Der Schwan lebt wild fast in ganz Europa auf Seen und Teichen. Das Weibchen zeichnet sich durch einen dünnern Hals und überhaupt dadurch aus, daß es kleiner und schwächer ist. Der junge Schwan hat einen schwärzlichen Schnabel, einen graubraunen Oberkörper und einen aschgrauen Unterkörper. Später wird der Vogel ganz weiß. Es ist ihm aber die weiße Farbe zuwider, sowie dem Truthahn die rothe, und er drückt bei der Annäherung weiß gekleideter Personen seinen Unwillen durch Zischen und Murren aus. Auch sind besonders die alten Männchen sehr eifersüchtig und vertreiben ihre Nebenbuhler durch Beißen und Schlagen. Gereizt greift der Schwan wol auch den Menschen an und schlägt dann mit seinen Flügeln so gewaltig, daß er Arme und Beine zerbrechen kann. Wasserpflanzen, Wasserkäfer, Frösche, Schnecken und Muscheln sind die Nahrung der Schwäne. Das Weibchen legt bis acht grüngrauliche große Eier. Man hält die Schwäne, welche so wenig menschenscheu sind, daß sie keiner besondern Zähmung bedürfen, häufig auf Teichen, Gräben und Flüssen zur Zierde und zum Nutzen, weil sie nicht allein schädliche Wasserthiere fressen, sondern auch Reiher und Raubvögel, die den Fischen nachstellen, abhalten. Die wilden Schwäne ziehen im October nach Süden und kehren im März zu uns zurück; die Schwäne, welche man über den Winter hier [123] behalten will, pflegt man jung einzufangen und ihnen das erste Flügelende zu zerknicken oder wegzuschneiden. Der Schwan soll über 30, ja bis 100 Jahre alt werden. Zur Zucht pflegt man auf die Teiche sogenannte Schwanenhäuschen zu setzen, in welche sie sich vom Wasser zurückziehen können, und im Winter bringt man sie in Ställe. Sie können aber in der Regel auch während des Winters im Wasser ausdauern, wo sie dann das Zufrieren einer Strecke desselben durch stete Bewegung verhindern. Man füttert sie wie Gänse und Enten. Die jungen Schwäne haben ein sehr wohlschmeckendes Fleisch, das der alten ist zäh und thranig. Aus den Häuten, auf welchen man die sehr weichen Flaumfedern sitzen läßt, besonders aus denen der Hälse, stellt man ein seines, zartes und warmes Pelzwerk her, benutzt sie auch zu Puderquasten. Die Flügelfedern mit langen starken Kielen werden als Schreibfedern benutzt, die Flügel- und Schwanzfedern zu Schmuckfedern, die übrigen Federn zur Füllung von Betten und Kissen. – In Neuholland hat man den schwarzen Schwan entdeckt, welcher, wie der weiße, über 4 F. lang wird. Die 6 ersten Schwanzfedern desselben sind gelblich weiß, übrigens ist das ganze Gefieder schwarz. Der Schnabel und eine von diesem bis unter die Augen sich erstreckende Haut ist roth. Die Beine sind schwarz.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 4. Leipzig 1841., S. 123-124.
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